Kaiser Friedrichs Traum

[274] Es träumte einst ein Königskind

In Purpur und in Seide,

Daß alle Königskinder sind

Im Schloß wie auf der Heide.


Doch einsam blieb das Königskind

Und barfuß blieb die Heide,

Es pfiff und heulte rauh der Wind

Durch eine Trauerweide.
[274]

Ob Kaiser Friedrich, er es war,

Des Herzblut überschäumte;

Und als das Herz gebrochen war,

Noch liebend weiter träumte?


Quelle:
Friederike Kempner: Gedichte. Berlin 81903, S. CCLXXIV274-CCLXXV275.
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