Der Ring

[115] Ein fremder Kavalier

Stieg ab vom schwarzen Roß,

Trat in den Königssaal

Mit andern Herren groß.


Derselbe Kavalier

Trug einen Edelstein,

Wie man noch keinen sah,

Von wundersamem Schein.


Ein Stein von hohem Wert

In Königs Krone saß,

Doch schien vor diesem er

Ein mattgeschliffen Glas.


Der König bot ihm Gold,

Er bot ihm Leut' und Land,

Doch lassen wollt' er nicht

Den edlen Diamant.


Der König, des erbost,

Spricht zu dem Hauptmann sein:

Bringt mir des Mannes Hand

Samt seinem Edelstein.


Der Hauptmann reckt das Schwert,

Haut nach des Mannes Hand,

Doch statt des Kavaliers

Der Teufel vor ihm stand.


Glut strömt aus seinem Ring,

Zur Hölle wächst der Stein,

Schleußt Burg und König bald

Samt allen Dienern ein.

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 115.
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