Graf Eberhard

[119] Von Württemberg Graf Eberhard,

Nun alt und laß nach mancher Fahrt,

Legt hin sein rostig Schwert von Stahl

Und steigt hinab ins stille Tal.[119]


Dort, wo in Tiefen wunderbar

Die Enzfei schon manch tausend Jahr'

Die Wasser wärmt, den Siechen heilt,

Der kranke Kämpe friedlich weilt.


Und wie er ruht in Quellen warm,

Heranstürzt neuer Feinde Schwarm,

Auflodert hell das grüne Tal;

Wo bist du, rostig Schwert von Stahl? –


Zu mir! zu mir! alt' Kämpe traut!

Ertönt aus Tiefen süßer Laut;

Der Graf sinkt in der Quellen Grund,

Der Feind den Grafen nimmer fund.


Zu Stuttgart sitzt er beim Pokal,

Zur Seit' sein rostig Schwert von Stahl,

Der Enzfei trinkt er zu mit Macht

Und stürzt verjüngt sich in die Schlacht.

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 119-120.
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