[87] Da sitzet sie, mit andern Blumen spielend,
Knospe der Rose,
Noch nicht den Strahl der Gottheit in sich fühlend,
Der bald des Himmels Füll' ihr weckt im Schoße,
Doch ahnt es schon das Lämmlein, das sie liebt,
Blickt süß betrübt,
Die Blume ahnet's, die sie trägt am Herzen,
Verblühet schnell in wonniglichen Schmerzen.
Bald aber senkt auf strahlendem Gefieder
Der Engel sich herab o sel'ge Stunde!
Bringt ihr die Kunde,
Und betend sinkt die Gottgeweihte nieder;
Ein Strahl des Himmels zückt durch ihre Glieder,
Die Knospe reift zur Paradiesesfülle,
Doch sie erhebet sich in Demut wieder:
»Ich bin die Magd, Herr! es gescheh' dein Wille!«