Föhnlied

[31] Der Föhn braust brodelnd durch das Land,

Hat Bäume knackend umgerannt,

Nie hört ich einen tollern

Lärm. Der See zischt weißlich auf,

Der Hahn singt auf des Kirchturms Knauf,

Dumpf die Lawinen kollern.


Laß Haus und Mann und Kind in Ruh.

Der Föhn ist wie mein Odem,

Du,

Weib, wirf mich auf den Boden!


Der Sturm schweißt uns zu einem Sein

Und mischt uns mit den Wettern.

Im Nächtegraus, im Morgenschein

Wird zwei zu eins und eins zu zwein

Den Nebelberg erklettern.[31]


Quelle:
Klabund: Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern, Berlin [1913], S. 31-32.
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Morgenrot. Klabund. Die Tage dämmern. Gedichte von Klabund pseud. (German Edition)