An sie

[123] Zeit, Verkündigerin der besten Freuden,

Nahe selige Zeit, dich in der Ferne

Auszuforschen, vergoss ich

Trübender Thränen zu viel


Und doch komst du! O dich, ja Engel senden,

Engel senden dich mir, die Menschen waren,

Gleich mir liebten, nun lieben

Wie ein Unsterblicher liebt.


Auf den Flügeln der Ruh, in Morgenlüften,

Hell vom Thaue des Tags, der höher lächelt,

Mit dem ewigen Frühling,

Komst du den Himmel herab.
[124]

Denn sie fühlet sich ganz, und giesst Entzückung

In dem Herzen empor die volle Seele,

Wenn sie, dass sie geliebt wird,

Trunken von Liebe, sichs denkt!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 1, Leipzig 1798, S. 123-125.
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