Das V. Capitel.

Von den Kräuteren.

Es ist da mein Intention gantz nicht von den Kräuteren / die fast unzahlbar seynd / weitläuffig zu schreiben / und alle derselben medicinalische Krafft und Eigenschafften / oder auch die Weiß selbe zu pflantzen zu erklären; massen dieses mir ein Unmöglichkeit wäre.

Es haben hiervon vil alte und neue Authores ausführlich geschrieben / auch mit beygefügter Abbildung der Kräuteren in dem Kupfer / sondern ich will nur (weil es die Ordnung / oder die Austheilung des gegenwärtigen Buchs also erforderet) von einigen /die sich bequem sittlicher Weiß auslegen lassen /etwas weniges melden / ein weit mehrers ihre natürliche Eigenschafften betreffend / denen Herren Medicis / und Naturalisten überlassend.

Doch soll ich nicht gar mit Stillschweigen umgehen / was die Kreuter insgemein / und deroselben Austheilung anbelangt.

Es können nemlich die Kräuter unterschidlich abgetheilt werden: Erstlichen ihrem Gebrauch nach in herbas alimentosas, das ist / in solche Kräuter / die zu der menschlichen Nahrung in die Kuchel gebraucht werden / als da seynd der Köhl / Spinäth / Salat etc.1 2. In herbas medicinales, das ist / solche / die zu der Artzney tauglich seynd / mit welchen die Apothecker und Wund-Artzten umgehen. 3. In herbas floridas, dergleichen alle Blumen seynd: 4. In vestiarias, als wie der Hanff / und Flachs etc.

Die anderte Abtheilung der Kräuter wird gemacht in fünfferley Classes, davon die erste der jenigen ist /die schier keinen Geschmack haben / wie die obgemeldte Kuchel-Kräuter. Die anderte Claß ist / deren /die ein saurlechten Geschmack haben / der etwas lieblich / und zusammen ziehend ist / als die Melissen /Sauerampffen etc. Die dritte / deren / die ein bittern Geschmack haben / als wie Cardus Benedictus, Wermuth / Erdrauch etc. Die vierte Claß ist der jenigen /die mit einem starcken beissenden Geschmack begabt seynd / als wie das Senff-Kraut / Rettich und Zwiblen. Die fünffte endlich ist deren / die einen scharffen durchbringenden Geruch haben / darbey bald eines süß / bald eines bitterlechten Geschmacks seynd / als wie Majoran / Roßmarin / und andere dem Gewürtz ähnliche Kräuter.


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 637.
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