Siebenter Auftritt.

[30] Muffel, Cathrine.


MUFFEL will Petern nachlaufen, kehrt aber wieder um. Das ist der leibhaftige Teufel! Gieb mir nun einen Rath, Cathrine.[30]

CATHRINE. Den hab ich selbst nicht ob ich ihn gleich höchstnöthig habe. Daß Peter nun von meiner Heyrath nichts wissen will das hab ich ihnen zu danken.

MUFFEL. Nein euch selbst, Cathrine. Ihr hättet verschwiegner gegen ihn seyn sollen. Ihr wollt ja einen Prediger heyrathen, so klug dünkt ihr euch, und seyd doch so offenherzig, und – –

CATHRINE. Er wollte aber alles mit Gewalt wissen.

MUFFEL. So hattet ihr ihm solange was anders für die Wahrheit verkaufen sollen. Nein die Predigerfrauen müssen schweigen und lügen können.

CATHRINE. So sind wir ja beyde verlohren.

MUFFEL. Mir fällt noch etwas für euch bey. Es pflegen in der Kirchmesse arme Studenten bey mir einzukehren. Unter denen wird sich keiner ein Gewissen aus dem bisgen Hahnreyschaft machen. Des Herrn von Rosenecks Guth hat keinen Prediger, ich muß versuchen einen von den Vaganten da anzubringen, und ihr werdet auf die Art doch noch eine Predigerfrau. Wir haben alle beyde dadurch noch mehr Vortheile. Denn der arme Schelm, den ich zur Pfarre helfe muß hernach immer meine Parthie halten, und ihr könnet auch mehr Herrschaft über ihn haben, weil er durch euch zur Pfarre gekommen ist. Gehet[31] nur immer, und macht zum Abendessen Anstalt

CATHRINE. So wünsch ich nicht mehr als daß heute Abend ein recht liebenwürdiger Bettler ankommen möge. Geht ab.

MUFFEL. Wo ich das Mägdgen nicht mit Ehren zum Manne verhelfe, so wird sie mich um mein Amt und um alles bringen.


Will abgehen.


Quelle:
Johann Christian Krüger: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt und Leipzig 1743, S. 30-32.
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