Der 7. (82.) Kühlpsalm

[131] Als er dem untergang des A.H.A.B.ischen Wines in dem Drabitzianischem Lobethal Ulm wesentlich nahte; gejosaphatisiret nach dem leibe bei der Lehmannersee; nach dem Geiste aber zu Win in Österreich den 14 und 15 Jul. 1682.


1.

Danket dem Herren mit liblichen weisen!

Lobet di gütte, di ewiglich währt!

Danket Jehoven mit freundlichem preisen!

Lobet di rechte, di kräfftig auffährt!

Danket mit pauken, trompeten und Reigen!

Lobet mit Orgeln, posaunen und geigen!

Danket und lobet und jubiliret!

Preiset und rühmet und triumfiret!

Ehre dem Vater, dem Sohne, dem Heiligem Geist:

Ewig und ewig und ewig unendlich gepreist.


2.

Amsterdam, Breslau und Constantinopel!

Wunderdreistädte der Lilgenfigur.

O du Prophetisches Fridericopel!

Danke und lobe den Herrn der Natur.

Jauchtzet, frohlokket, erkennet di strahlen,

Welche zum Dreiblat der Wunder euch mahlen.

Osten und Norden mit beiden stimmen

Wolten in Breslau zugleich entglimmen.


3.

Görlitz und Gröningen, Galata, Gades,

Wundervirstädte der Jesuelspracht!

Auf, du Prophetisches Virrad des Rades!

Danket und lobet des Heiligen macht.

Jauchtzet, frohlokket, vernehmet di sachen,

Welche zum Virblat der Wunder euch machen.[131]

Virelemente der Lilgenrosen:

Di sich vereinigt in Genff libkosen.


4.

Lignitzer, Leiptziger, Leidner, Lübekker!

Lüneburg, London, Lutecierleut!

Siben Planete! Des Lebens aufwekker!

Danket und lobet einträchtig Gott heut!

Jauchtzet, frohlokket, erlebet das leben,

Welches das Siben der Wunder gegeben:

Sibene Geister der Lebenskräffte

Bildeten in York das Lilggeschäffte.


5.

Löwisches Lyon mit Lesbus, Losanna!

Unterdreistädte des Josaphats EL!

O du Prophetisches Groshosianna!

Danket und lobet und preiset Gott hell!

Jauchtzet, frohlokket, genüsset der früchte:

Welche nun kommen zum Wunder ins lichte.

Alle zehn Geister der Lebensflammen

Stissen vollkommen mit euch zusammen.


6.

Heimlich und selten ist A.L.L.E.S. zugangen!

A.MSTERdam, L.ondon, L.utecia zeugt!

Wunderlich worden wir aus Gott empfangen,

Welches di sinnen gewaltsamglich beugt.

A.msterdam, V.ratislav, S.tampold erzählet,

Wi euch Jehovah zusammen vermählet!

A.msterdam, L.ondon, P.aris beblümet,

Welches di Nachzeit auf ewig rühmet.


7.

Zittert, verzaget, verderbet ein ander,

Jammerdreistädte, Win, Rom, und Madrit!

Brennet ihr hefftiger, als Salamander?

Wunder und wunder! Der stoltze verglüht!

Welche di warheit sehrschändlich verdrükket,

Werden durch warheit nun endlich entglükket.

Was di Propheten so lang gesprochen,

Sehet, ihr Völker, das wird gerochen!


8.

Ferdinand liget höchstkläglich zun füssen

Voller erschrekken, verfluchen und groll.[132]

Bluttige ströme di kommen gerissen:

A.lles E.lendes I.st Österreich V.oll.

Friderichs Warheit und klarheit erwachet,

Welche gewesen so lange verlachet.

Merke, Budorgis, Budoris regen:

Schmekke, Budoris, Budorgis segen.


9.

Völker und sprachen, geschlechter und zungen,

Babylon Österreichs liget im thal.

Jesus hat selber stat euer gerungen:

Eilet geschwinde zum Hermagedd-mahl.

Drabitz Jehasiel lehrt euch im tempel,

Was euch andeute dis Wunderexempel.

Babylon Österreichs hat empfunden

Seines und unsers Propheten Wunden.


10.

Feyret nun, Völker, des Josaphats feste!

Theilet dreitage zur klage den raub!

Danket dem Herren, ihr Lobethalsgäste,

Welcher gemachet den Treiber zu staub.

Kehret zurükke mit glükke und freuden:

Bauet Jerusalem unter den Heyden.

Singet und klinget des Herren werke

Oben und unten, das A.L.L.S. aufmerke.


Nachklang.

Alle Völker, Sprachen, Zungen über des stoltzen Österreichs A.E.I.O.U. Aller Ehren Ist Österreich Voll: A.lle Erde Ist Österreich Untherthan; beigeklungen nach dem geiste zu Venedig in Italien den 16. Jul. 1682.


1. 11.

Alcaer, Edenburg, Jerusalemer,

Oxfurter, Ulmer, ihr wundervocal!

Gabt ihr das wesen dem Ende der Römer?

Ward ihr das Lilgische Josaphatsthal?

Alle di Völker auf Erden sein munter![133]

A.llem E.lende I.st Ö.sterreich U.nter.

A.llem E.rdkreisse I.st Ö.sterreich U.nter.

Ferdinand liget dort ohne krone:

Friderich sitzet hir auf dem throne.

Quelle:
Quirinus Kuhlmann: Kühlpsalter, Band 2 (Buch 5–8 u. Paralipomena), Tübingen 1971, S. 131-134.
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