Vierter Auftritt.

[11] Sogleich kommet der Hauptmann Pinxi in gröster Eil.


PINXI.

Ich reitte in der Flucht, mein König! zu dir her,

Die Feinde seynd nicht todt, es giebt noch ihrer mehr.

Es läßt der Groß-vezier durch mich die Zeitung sagen,

Daß sich zwey, drey, vier, fünf der Feinde zu uns wagen.

Von diesen ist das Feld schon überall bedeckt,

Dein Lager ist in Forcht, und Mortong ganz erschreckt.

Befihl, O Herr! – – Ja, ja, ich hab dich schon verstanden,

So bald du Herr nur sprichst, ist Hülf, und Raht vorhanden.


Pinxi lauft ohne daß noch Kulican mit ihm geredet geschwind ab. Kulican aber hat unter des Pinxi Reden ihme den Rücken gewendet, und beständig mit Pumphia heimlich gesprochen, sobald er aber ab ist, gibt Kulican folgenden Befehl.


KULICAN.

Gleich haut die Hunde todt, doch sage auch dabey,

Man nehm sie in Verhaft, daß dis mein Wille sey.

Dann bringe sie zu mir, jetzt geh,


Zu Pumphia zärtlich.


Und du mein Leben?

PUMPHIA.

So willst du, Grausamer! den Streit aufs neu anheben?

Du sagst, du liebest mich, du willst mein Herz, und Hand,

Und schlägest mich aufs neu, wo bleibt dann der Verstand?

Auf diese Art willst du die Pumphia gewinnen?[11]

KULICAN.

– – Prinzeßin! sorge nicht, Mortong wird sich besinnen,

Eh er zum Waffen greift. Er schlaget nicht gleich zu,

Ich, und mein Krieges-heer, wir lieben nur die Ruh.

Hätt ich dich, Pumphia! in Güte überkommen,

So hätt' ich diesen Krieg gewiß nicht unternommen.

Jetzt aber bist du mein, dein Feind wird jetzt dein Mann.

PUMPHIA.

– – Ey mein! ists möglich? ja, seht doch den Helden an,

Der da die Herzen will, mit Schwerd, und Feuer fangen.

KULICAN.

Prinzeßin! es ist Zeit, fort, stille mein Verlangen.

Entschliesse


Will sie umarmen.


PUMPHIA.

Du schweig still, du weist schon, was ich kann,

Ich packe dich aufs neu als wie der Teuchsel an.


Hebt wider ihn die Hand auf.


So ferne du von mir willst Gunst, und Liebe haben,

So lasse hier mein Volk, mein armes Volk begraben.

Dann kommt vielleicht die Lieb, dann kommt vielleicht ein Wort,

Das dich vergnügen kann

KULICAN.

He! bringt die Todten fort.


Zwey Stattisten wollen den grösten Knaben wegtragen, dieser aber springt auf, und kniet vor Kulican.


KNAB.

Pardon, mein Herr! Pardon, was wolt ihr von mir haben?

Ich bin ein armes Kind, ach! last mich nicht begraben.

KULICAN.

Wie kommt es, daß du lebst?

KNAB.

Mich bracht dazu die Noht,

Ich ware hier im Kampf, dann stellte ich mich tod.

Hätt ich mich mehr gewehrt, hätt man mich gar erschlagen,

Ich kann wol recht von Angst und auch von Schlägen sagen.

Schlägt man auf einen hin, so schlägt der andre her,

Dasmal im Krieg gewest, mein lebtag nimmermehr.[12]

KULICAN.

Du bist noch nicht befreyt, man wird für dich schon sorgen,

Fort, haut den Hund gleich tod,

KNAB.

Ja heut nicht, aber Morgen.


Lauft geschwind ab.


KULICAN.

Wie listig ist der Feind, das war ein tapfrer Mann,

Den man noch viele Jahr zum Streiten brauchen kann.

Nun traget diesen fort,


Die Soldaten wollen den andern Knaben nehmen, dieser aber springet auch, wie der vorige, ängstig auf.


KNAB.

Auch ich bin noch am Leben,

Mein Bruder, der hat mir den saubern Raht gegeben,

Daß ich in Krieg mitgieng, der hat den Streich gespielt,

Ich bin kein Manns-bild nicht, ich bin ein Weibes-bild,

Der vor marschirte, war mein Bruder, heist Sylvester,

Und ich marschier ihm nach, dann ich bin seine Schwester.


Das Kind lauft auch geschwind ab.


KULICAN zornig.

So geht man mit mir um, auch Weiber trift man an,

Die wider mich gedient, heist dieses recht gethan?

PUMPHIA.

O war ich nicht zu klein, zu jung, und schwach gewesen,

So wurde auch die Welt von meinen Thaten lesen,

Allein, so muste ich zu meiner grösten Pein

KULICAN.

Halt! dort lauft

Mortong her, ach! was wird dieses seyn?


Quelle:
Joseph Kurz: Prinzessin Pumphia. Wien 1883, S. 11-13.
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