Entschuldigung

[168] Ich bin ein Mensch und bin ein Mann –

Dagegen ich wenig machen kann.


Die Folgen davon sind schlimm genug –

Wer liest eines Mannes und Menschen Buch?


Nur Engel und Weiber, die liebt man heut,

Doch nicht den Mann und die Menschlichkeit.
[168]

Ich sah das ein und habe mit Macht

Die modernsten Gefühlchen in Reimchen gebracht.


Doch ach, das wurde ein klägliches Zeug,

Wie Wasser so dünn, wie Semmel so weich.


Ich hege dafür keine Schwärmerein,

Ich eß lieber Schwarzbrot und trink' lieber Wein.


Nach kurzer Zeit bin ich abgezehrt

Zur gewohnten Kost zurückgekehrt.


Denn stell' ich es noch so künstlich an –

Ich bleib' ein Mensch, ich bleib' ein Mann.


Oktober 1890


Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 168-169.
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