Die Rose

[211] Und nun mußt du in den Tod, du jungjunges Blut,

Und nun mußt du hinab in die Nacht,

Und dein Mund, der singt ein leises Lied,

Und dein Mund, der singt und der lacht.


Und das Kalbfell, das dröhnt und der Knecht faßt dich an,

Und der Mönch, der spricht das Gebet.

Und du lachst so selig und stolz vor dich hin,

Wie ein Mann, der ins Brautbett geht.


Eine Rose fiel vom hohen Altan

Und ein Kuß kam von schneeweißer Hand,

Und du gehst den Weg in die dunkele Nacht,

Den Weg in das düstere Land.


Und es lachen deine Augen und es lächelt dein Mund,

Und du gehst leise singend in den Tod.

Einen Kuß warf dir eine schneeweiße Hand

Und die Rose, wie Liebe so rot.

Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 211-212.
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