Wiesengras

[198] Das Wiesengras ist lang und weich,

Die Sonne flammt und glüht,

Um rote Disteln zittert die Luft,

Die ganze Wiese blüht.


Wie Wachen, stark und scharf bewehrt,

Die Disteln uns umblühn,

Weich ist und lang das Wiesengras

Und deine Lippen glühn.


Deine glühenden Lippen zittern leicht,

Wie Blumenblätter im Wind,

Deine Lippen, die viel roter noch

Wie die roten Blumen sind.


Ich sehe die roten Blumen nicht,

Ich sehe dich nur an

Und küsse deinen roten Mund,

Solange ich küssen kann.

Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 198.
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