Sechs und achzigster Brief

Cleberg an Denselben.

[357] Frau van Guden hatte mich gereizt, diesem Pindorf nachzuspüren. Ich ging also, da ich mich von Wollinghof losgerissen, gerade nach der Stadt W** und erkundigte mich nach ihm. Aber er ist noch immer abwesend. Der Wirth erzählte uns, es möchte wohl daher kommen, weil er, durch seinen zu kostbaren Gartenbau, drey Meilen von der Stadt, an den Fluß hin, sich in große Schulden gesetzt und seine Einkünfte zu deren Abtilgung verwalten lasse. – Er sey aber ein sehr guter und großmüthiger Herr, der schöne Reisen in sein er Jugend gethan und auch, nach seinen vielen Büchern, sehr gelehrt seyn müsse. Der ganze Garten sey, bey seinem Vater nichts als ein schöner Wald mit einem Fischteich und kleinem Bächelchen gewesen, neben welchem auf der untern Seite ein großer Bauerhof gestanden, in dem des Sommers sein Vater und Mutter oben gewohnt und für ihren[357] Sohn und Tochter alles zusammen gespart hätten, was sie gekonnt. – Die Tochter sey ein listiges Thier, die von den Eltern schon viel gezogen und von ihrem Bruder auch, mit dem sie machen könne was sie wolle, wie man sage; weil sie bald lustig, bald spitzfindig, bald sehr zärtlich mit ihm spräche, bey allen andern Leuten aber durch ihre Falschheit und döse Zunge verhaßt sey. An Herrn von Pindorf bitte man nichts auszusetzen, als daß er ihr Alles glaube, zu gut sey, und nach ihren Angebungen sich einnehmen lasse. Er sey mehr melancholisch, als lustig; habe mit seiner Gemahlinn gut, aber etwas kaltsinnig gelebt – und sey mehr im Walde und der Bücherstube, als bey ihr gewesen, ob sie schon recht hübsch und artig, auch gar sanft gewesen. In dem Wald aber habe er sonderbare Sachen gemacht, mit Grotten, in denen ein weisser Teufel liege; eine Blumenhecke wo junge Heren tanzten und auch hinter einem Baum ein weisser Teufel zusähe. – Dann einen See, ganz kostbar, mit grauen Bänken und Stiegen, wo sich nackende Weibsbilder badeten und Füsse wüschen. Sie wären nur von Stein, setzte er hinzu, aber doch vielen alten Leuten in der[358] Stadt ärgerlich. – Das Haus sey sehr schön, aber närrisch Auf zwey Seitengebäuden wäre gar kein Dach, sondern ein Altan von Regpel; und auf dem sechseckichten Dach, in der Mitte, sässen drey nackende Kinder, die auch fremdes Gesträuch daran hinauf zögen. Auf dem breiten Gang oben wären auch Figuren herum, doch stände der Bauerhof noch, und man wundre sich, daß er nicht auch lauter steinerne Bauern und Vieh hingesetzt habe. – Alle Fremde gingen aber hin, besonders Engländer, die lobten Alles, und zeichneten auch den Garten ab. – –

Nun kam mir und Rosalien die Lust an, diesen tollen Garten zu sehen, und es reut uns nicht, denn nichts Schöners hab ich noch nie gekannt. Wir gingen auf der Seite des Flusses, wo man das Haus lange im Gesicht hat, weil er es etwas auf einer Krümme voraus bauen ließ. Die Hauptgestalt des kleinen Lustschlosses ist ziemlich bekannt, denn es ist in der Mitte ein erhöhter Bau und auf beyden Seiten sind lange Flügel von einem Stockwerk mit Altanen, was man öfter sieht. Aber die Ausführung gehört dem erfindsamen Geiste des Herrn von Pindorf eigen. Auf der Brustmauer[359] beyder Altane stehn Vasen, von sehr schöner Form. Aber das mittlere Gebäude sieht in der That herrlich aus. Auf dem untern Stock ruht ein breiter Altan, auf dessen Brustmauer eine Bildsäule der Flora, halb liegend, sich auf einen Arm stützend, in einer sehr schönen Stellung gegen einen Genius sieht der in einiger Entfernung von ihr, einen Korb voll Blumen vor sich hat, einige davon in der Hand hält und die Göttinn so ansieht als fragte er: Darf ich sie ins Wasser werfen? Ceres auf einer andern Seite, mit bedeutendem Aussehen, und auch ein Genius, mit Kornähren und Sichel, die er froh über seinem Kopf zu schwingen scheint, und seine Garbe freundlich anblickt. –– Dann folgt Pomona, welche einem Knaben mit einem Korbe voll Obst zulächelt. Diese Körbe, Blumen, Aehren und Früchte sind von Blecharbeit, nach der Natur verfertigt und auch nach ihren Farben gemahlt. – Der Gang ist acht Schuh bis an die Thüren des runden Saals, die zugleich die Fenster ausmachen. Zwischen diesen vier doppelten Thüren stehen große marmorne Blumentöpfe, aus welchen Indische Blettergewächse, auch von Blecharbeit, grün[360] und vergoldeten Spitzen, hervorsteigen, bis über die Fensterbogen auf das Dach sich erheben, und auf diesem durch drey Genien gefaßt werden, die sich in verschiedenen Wendungen bemühen, sie mit breiten weiß und goldnen Bändern, die in losen Schleifen auf dem Dach herumflattern, oben in einen Busch zu binden. – Der Stiel der Bauart ist äusserst edel, im wahren römischen Geschmack. Alles ist Silberfarbe, mit Oel angestrichen, und leichte Vergoldungen. nur wie Sonnenblicke, hie und da angebracht. – Das Alles macht wahrlich einen ganz herrlichen und großen Gedanken aus. – Forne ein Warf von Quadersteinen, an dem der Fluß immer anspielt; und dann ragen hinter den Gebäuden die hohen Wipfel von Buchen, Eichen, Erlen, in ihrem verschiedenen Grün hervor. – Das ist, so wahr ich lebe. ein vortreflicher Anblick! Auf der Seite gegen das Wasser sind in dem ganzen Gebäude lauter artige Zimmer weiß in Gips ausgeziert, aber ganz leicht; immer in einem ein Camin, im zweyten ein Bett von artigem Zitz. Spiegelrahmen, Tische und Stühle sind auch weiß Die Fenster alle bis auf den Boden, große Scheiben, in hölzerne[361] auch weiße Rahmen gefaßt; und auf Brusthöhe, ein schönes Gitterwerk, wovon die Spitzen kleine Vergoldungen haben. Gegen den Wald und Garten läuft durchaus ein sechs Schuh breiter Gang, dessen Dach vom Altan anfängt und auf Säulen gestützt ist. Von diesem Gange geben auch durchaus drey Stufen in den Garten herunter und die Eingänge in die Zimmer. –– Der obere große Saal ist auch, wie die übrigen Zimmer, weiß, mit vier hohen Spiegeln und sehr schönen Wandleuchtern mit Blumengewinden. Der Fußboden von grau und weißen Marmor eingelegt. – Unter diesem ist, gegen dem grossen Stück des englischen Rasenplatzes, ein runder, offener Saal. Wenn man von dem über dieses flache Stück des Gartens hinschaut, das mit Vasen, worinn Blumen gezogen werden, und einigen Gruppen Genien der schönen Künste geziert ist, sieht man gegen eine Anhöhe, auf welcher er die Ruinen eines kleinen Tempels aufbaute, und von einem benachbarten Kavalier die Erlaubniß erkaufte, einen kleinen Bach, der auf dem Berge entspringt, von seinem ersten Weg abzuleiten und neben dem Tempel, über eine von demselben[362] abgefallne Säule, die schief hingelegt wurde, fliessen zu lassen. Ueber dem Capital, so von der zusammengesetzten Ordnung ist, sprudelt das Wasser schäumend ab, weil es sich an den Blättern und Rinnen stößt; weiter hin, fällt es noch über große Stücke Mauern, und unten kommts durch einen kleinen Umweg, wiese in das alte Bett, nach dem Dorf des Kavaliers. Es ist so gut nach den Regeln der Täuschung gemacht, daß man weder den Tempel, noch Wasserfall ganz sieht; so daß, ob man sie schon das ganze Parterre durch im Gesicht hat, man nicht gesättigt wird, und mit Begierde auf den Anblick des Ganzen bis aus Ende geht, wo Pindorfs Anlage, durch einen tiefen Graben begränzt, eine schöne Aussicht auf eine große Landschaft und zwey Dörfer giebt – Pindorfs Wald wird durch dieses Parterre in zwey Theile geschnitten, wo er alles fort wachsen ließ, nur aber Sorge trug, daß nie faule, oder zu sehr verflochtene Gesträuche drin wären. Die Wege sind ungleich, bald eng bald weit. Auf einer Seite kommt man auf einmal an einen sehr dunkel verwachsenen Platz, wo in einer großen, sehr gut angelegten Grotte, deren Eingang mit Rebenstöcken[363] umzogen ist, auf einer niedrigen Moosbank, ein Faun auf einem Weinschlauche schläft. – Da batten wir den weißen Teufel unsers Wirths und fanden auch nach einigem Herumgeben in einem schönen Gebüsch, seine jungen Hexen, in der Gestalt drey schöner tanzender Nymphen, auf einem feinen Rasen, über welchem zwey große Eichen ihre Zweige ausbreiteten. Zwischen diesen ist dichtes Gesträuch gezogen, worunter Wendeblumen, Rosen, blauer Hollunder, Schneeballen etc. gepflanzt sind, die hie und da, über eine Gras- oder Moosbank gebogen sind. Hinter einer Buche steht ein Faun, der die Nymphen belauscht. Das halb Düstre dieses Platzes und die sehr vortreflich gearbeiteten Bilder, machen einen Eindruck alter Griechischer Zeit. –– Bey hellem Mondschein, sagte der Schloßwärter, gingen Kunstverständige, wie sie sein gnädiger Herr nenne, gern hin, weil das Gebüsch mit Fleiß so ausgeschnitten sey, daß der Schein einige Stunden auf die Tänzerinnen falle, und da laße er auch eine Musik in der Hecke machen, wobey etwas gerade so klänge, als ob das runde Ding mit Schellen, das Eine über dem Kopf hielte, einen Laut von sich gäbe. –[364]

Ich sagte zu Rosalien: »Ey, wie schade, daß dieser Pindorf nicht Deine van Guden mit ihrem Gelde heyrathete! – Diese zwey Leute hätten die Feenwelt aufgebaut.« ––

»Spötter!« sagte sie, »wie undankbar bist Du gegen das Gefühl von Vergnügen, das Du hier durch Pindorfs Kunstliebe einsaugst, und in Wollinghof von der Phantasiereichen Güte meiner van Guden genossest.«

»Bist Du böse, Salie! weil Du so große Worte nimmst?«

»Nein! sonst hätte ich mehr gesagt.« –

»Was denn, Liebe? vertrau mir es.« –

»Ach, ich würde Dich Leuten verglichen haben, die über den Himmel lachen, und doch gern selig würden.« ––

»Sieh, wie unschicklich ernsthaft wirst Du hier in Rosengebüschen! Ich bin viel näher am Geist des Stifters.« –– Da wollt ich sie küssen.

»O, Du machst ein Faungesicht,« sagte sie und entschlüpfte meinen Armen mit Nymphenleichtigkeit und Anmuth. ––

Vergieb, mein Freund, daß ich diese kleine Unterredung mit meiner Salie, wie ich sie nenne, hier einschalte. –– Ihre Kleidung,[365] Miene, Wuchs und Ton, schickten sich sehr artig in diesen Hayn; und da bey der Erinnerung des Ganzen, mir auch dieses beyfiel, schrieb ich es hin. – Wenn Du lachst, daß ich die Idee einer Nymphe mit dem Bild meines Weibes vereinige, so magst Du es thun. Ich würde im Joch des Ebstandes der elendeste Mensch seyn, wenn ich nicht mehr scherzen und mein Weib, als eine artige Geliebte, ansehen könnte. – Jahre, Amts- und Kindersorgen werden Sitten und Saiten anders stimmen; aber zum Voraus will ich nichts wegräumen was zu der Blüte meines Glücks gehört und taugt. ––

Unser Führer leitete uns nun auf die andre Seite des Waldes wo einige gerade laufende, hohe, große Alleen in französischem Geschmack sind, wovon zwey an der einen Ecke des Waldes, in einem großen, offnen Saal, dessen Wände von Haynbuchen gezogen sind, sich endigen. Aus den Fenstern siebt man den Wasserfall auf einer, und den Pavillon des Hauptgebäudes auf der andern Seite. Dort ist auch ein Platz zu verschiedenen Spielen. – Versteckte Wege von hieraus, und ein einziger von dem Gange, führen zu einem großen Wasserbecken,[366] mit grauem Landmarmor eingefaßt, in welches an einem Ende eine Stiege von dem nehmlichen Stein bis auf den Boden geht, auf deren zwey vorletzten Stuffen eine herrlich gearbeitete weibliche Bildsäule steht, die Haare mit einem Band aufgebunden, den Oberleib über den Nacken hinunter bloß, mit einer Hand aber hält sie ein feines Gewand über die Brust, mit der andern zieht sie es gegen die Stiege, als ob sie es hinlegen wollte, so bald sie ganz im Wasser seyn würde; denn mit einem Fuß ist sie schon auf der letzten Stuffe. Das andre Knie ist also gebogen und seine schöne Form scheint ganz genau durch das Gewand, wie der eine Fuß aus dem Wasser. Oben, an dem Anfange der Treppe, ist ein, dicker Strauch von roth und weiß gestreiften. Rosen und ein kleines Geländer an der Stiege. An dieses lehnt sich die Bildsäule einer Griechischen Magd, einen Arm auf dem Gewande, das in schönen Falten über dem Geländer hängt, den andern gegen den Rosenstrauch ausgestreckt, von dem ihre Finger eine Rose fassen. Auf dem Gesims steht noch ein Salbentopf, in alter Form. Eine dicht bewachsne Laube und die Bäume mit ihren Schatten[367] dorthin, wachen diesen Gedanken zu einem köstlichen Theile dieses Gartens. – In ungleicher Richtung gegen das andre Ende des länglichten Wasserbeckens, ist ein viereckigter Platz, mit einer kleinen Bank, auf den man zwey Stuffen hinunter steigt. Hier sitzt ein eben so schönes weibliches Bild, einen Fuß über das Knie des Andern gelegt, mit dem Oberleib etwas gebogen, weil ihre rechte Hand die leichte Kleidung zurückhält, damit sie von dem auffallenden Wasser, welches eine artige Sklavinn aus einem Krug über ihre Füsse gießt, nicht naß werden möge. Sie blickt dabey holdselig nach dem Mädchen hinauf. Dieses Wasser ist das ganz kleine Bächelchen, so durch Pindorfs Wald fließt, über welches er eine niedre Decke wölben, und diese mit Rasen belegen ließ, so daß man nichts mehr davon sieht, und es durch seine Leitung den Ausfluß gerade durch den Krug der Sklavinn nimmt, der mit dem Fuß etwas auf dem Gras aufliegt, gleichsam um dem Mädchen die Schwere etwas zu erleichtern. Das Wasser macht durch das Auffallen auf die Füsse, von diesen auf den Pflasterboden und dann im Einfallen in das Becken, ein abgesetztes[368] Geräusch. – Hohe Grasarten, hie und da stehende, mit Fleiß so angepflanzte Gewächse neigen sich gegen das Wasser und spiegeln sich darinn. Moos- und Grasbänke findet man da, um die Kühlung bequem zu geniessen. – Ganz im Gesträuch versteckt liegt ein Bad, wohin das Abwasser, so dieses Becken gleichsam durch geseigt, auf einer Seite abfließt. Dieser Platz ist auch ganz von Stein, mit Bänken, und für acht Personen Raum darin, ohne Dach, aber eine Mauer herum, von welcher man nach dem äussern Ansehen denkt, daß sie die Einfassung eines kleinen Hofs sey, der sich an das auch kleine Haus anschliesse, so daneben steht, in welches das kalte Wasser in einen Kessel fliessen und zum warmen Bade gehitzt werden kan, das in einem geräumigen Zimmer, mit holländischen Porcelantäfelchen ausgelegt, besteht, und auf der Seite vier artige Zimmerchen mit Betten und Kaminen zum Abtrocknen hat. – Von dort aus kamen wir noch durch einen Theil des Gehölzes, der immer lichter wurde, und sich an dem schönen Bauerhofe auf einer, und dem Gemüs- und Obstgarten auf der andern Seite endet. Hier ist nichts als Wahrheit und[369] Ordnung, in Gärtner- und Bauerarbeiten; der Hof so, wie man Bauerhäuser in Kupferstichen sieht; eine große Linde neben der Hausthür an den Zimmern hin, die Pindorfs Eltern ehmals bewohnten; ein Gang von Holz, die Stuben getäfelt, und noch alles alte Geräthe darinn sorgfältig verwahrt; ein fleißiger, geschickter Bauer, viel schönes Melk- und Zugvieh, viel Gesinde; und die großen Felder, Wiesen und Baumstücke umher, schön angebaut; die reiche Einfalt der Natur, mit all ihren rührenden Annehmlichkeiten, neben dem Garten, der alle Reize der Kunst in sich saßt. – –

Leid war es mir, daß die Schulden, in welche Pindorf sich gestürzt, nun bey vielen Leuten dem edlen Geschmack schaden, dem er sein Geld opferte. Denn er ist doch einmal unter der Menge junger Edelleute, die England und Italien durchreisten, fast der Einzige, den ich weiß, der so viel Würkliches in seinem Kopfe davon zurück brachte. Denn er soll die Zeichnungen der Bildsäulen, den Riß des Hauses, Gartens, und aller Verzierungen, selbst entworfen haben, und hat wechselsweise bey jeder Arbeit dabey, mit allen Kräften und[370] Geschicklichkeit geholfen. Hätte er doch jährlich nur eine Summe bestimmt, und nach und nach seinen Entwurf geendigt! Aber Jugendfeuer will bald geniessen; und er hatte Alles so angeordnet, daß Gebäude, Bilder, Wasserleitungen und Hausgeräth so fertig wurden. daß das Ganze mit einemmal da war. –– Seine Bücher- und Kupfersammlung ist zahlreich und auserlesen. – Er hatte mit den Verwandten seiner Gemahlinn über diesen Aufwand viel Verdruß, weil er ihre Mitgift auch darinn verschwendet hatte, wie sie sagten; und Keines von ihnen wollte seine schönen Sachen sehen. Die Ursach, warum er seine Kinder so lang allein läßt, ist, weil sie von dem Erbgut ihrer Mutter leben, die vor dem Großvater starb, und dieser in seinem Testamente seinem Schwiegersohn ausschloß – Die Bedrängniß seiner Schulden, und seine Vaterliebe brachten ihn dazu, daß er Alles einwilligte. Aber er wollte dann so lange von W** entfernt leben, bis er wieder frey leben könnte. – Er war lange düster bey einem Verwandten, und ist nun seit einiger Zeit bey seiner Schwester. Es liegt ausserordentlicher Geist in dem Manne; aber, ich fürchte daß ich Recht habe,[371] zu vermuthen, Böse können ihn unter dem Schein des Guten mißbrauchen. – Und hier eine Frage: Liegt nicht diese Weichheit, im Kunst- und Schönheitsgefühl? – Es mag seyn, wo es will: ich danke dem Himmel, daß er es jemand in Deutschland, in einem so hohen Maaß gegeben hat, wie dieser Garten zeigt.

Quelle:
Sophie von La Roche: Rosaliens Briefe an ihre Freundin Mariane von St**. Theil 1–3, Teil 2, Altenburg 1797, S. 357-372.
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