Die Magd

Der Herr spricht:

[49] Du bist ganz Magd, ganz Dienerin. Von Antlitz

gemeißelt nicht so sehr wie Meine Herrin;

und auch an Leib nicht allsosehr verfertigt

von Künstlerhand, so Elfenbein und Silber

und Mond.


Dein Haar ist Dienerinnenhaar; wie Herbst

und überreife Trauben sind die Brüste;

dein Knie zu wohlig, und dein Schoß zu weh,

zu fern das Lachen, gleichwie Tränen um

Nichts näher ...


Mich sticht seit sieben Tagen der Geruch

von dir! von deinem Leibe und Gewand

und Bett! wie einen Hund ein Feindsgeruch! ...

Dein Atem hungert fühllos, und dein Blut

verzeiht hilflos und tatlos, stumpf, wie tot,[49]

alles Getane, eh es noch getan ...

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Liegts nicht wie Biblisch Land vor uns?

Du solltest


hoch auf dem hohen, widerwillgen, stolzen

vom HERRN verschlossnen Schoße meiner Herrin

Mir einen Sohn gebären – – – –

Quelle:
Heinrich Lautensack: Das verstörte Fest. Gesammelte Werke. München 1966, S. 49-50.
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