|
[874] Vorüber sind die schönen Frühlingsnächte;
Der Sommer hat geglüht und Saat gereift,
Der Herbst die Blätter von den Bäumen streift,[874]
O daß er auch den Haß zur Ruhe brächte!
Der überwintert grüner als Zypressen,
Und jene Nacht, er hat sie nicht vergessen;
Was dort von Freiheit in der Gartenlaube
Erscholl, es ward den Winden nicht zum Raube.
Gegraben wird nach Almerichs Gebeinen,
Im Feuer sie den Schülern zu vereinen.
Die Feinde, könnten sie in ihrem Hassen
Den Hingeschiednen selbst, ihn selbst ergreifen,
Sie würden ihn herab vom Himmel schleifen;
Und, ist er dort, auch nicht der Hölle lassen.
Dem Tode zürnen sie, daß er so frühe
Den Feind entführte und auf eigne Hand
Ihn sanft entrückte jeder Erdenmühe
Und nur die Knochen ließ dem Rachebrand.
Sie möchten schier vor Wut sich selber äffen,
Mit Bann den Tod, den alten Ketzer, treffen,
Des Riesenhand, trotz allen Widerschlägen,
Die Macht des Wahnes wird zur Ruhe legen.
Doch ihre Zeit ist noch nicht abgeflossen;
Indessen wird ein Feuer angezündet,
Und jetzo haben Almerichs Genossen
Sein kühnes Wort zum letzten Mal verkündet.
Der eine von den Priestern am Schafott
Hat Haß genug zu einem letzten Spott:
»Nun mögt ihr euren Herzenswunsch erreichen,
Den ihr verlauten ließt so unerschrocken,
Nach eures teuren Meisters Aschenflocken;
Ihr dürft mit ihnen sein als ihresgleichen.
Nehmt jetzt die Sterne, die so freundlich lachten,
Beim Wort; sie haben Herberg angetragen;
Die Erde muß sie euch fortan versagen,
So mögt ihr heut auf Sternen übernachten!«[875]
Ausgewählte Ausgaben von
Die Albigenser
|