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[105] (1831.)
Das Wetter ist vergangen.
Die muntern Vögel fangen an zu singen,
Die Henne wagt mit Gackern
Sich auf die Straße wieder. Sieh, wie plötzlich
Im West am Berg der Himmel sich erhellt.
Nun lichtet sich das Feld,
Und aus dem Thale glänzt der Fluß herauf.
Ein jedes Herz wird froh; allüberall
Beginnt die Arbeit wieder
Und regt sich rüst'ger Schall.
Der Handwerksmann, sein Werkzeug in der Hand,
Tritt singend, nach dem feuchten Blau zu spähen,
Vor seines Hauses Schwelle;
Das Weiblein kommt heraus, in ihr Gefäß
Die Regenflut zu fassen.
Lautrufend durch die Gassen
Zieht mit Gemüsen wieder
Der Händler auf und nieder.
O sieh, da kommt die Sonne; wie verklärt
Sie Höh'n und Villen. Die Bewohner öffnen
Terrassen und Balcone. Horch, wie dort
Vom Fahrweg Schellenläuten aus der Ferne
Herübertönt. Des Reisenden Gefährt
Knarrt durch den Sand und setzt die Reise fort.
Aufathmet jede Brust.
Wann ist das Leben so[105]
Wie jetzt uns süß und froh?
Wann mag mit solcher Lust
Man auf sein Tagwerk sinnen,
Das alte fördern, neues Thun beginnen?
Wann sind wir minder unsrer Noth gedenk?
O Lust, du Kind des Schmerzes!
O eitle Freude, Frucht nur
Vergangner Angst, die unser Herz durchbebt,
Daß vor dem Tod wir bangen,
Wie bitter auch das Leben,
Daß stumm die armen Thoren,
Mit todesbleichen Wangen
Voll Angstschweiß, in des Himmels
Gewitterstürme blicken,
Die wider sie verschworen!
O gütige Natur,
Das sind die hohen Freuden,
Die Gaben, die du liebreich
Den Menschen gönnst! Ihm soll es Wonne sein,
Wenn von ihm weicht das Leiden.
Freigebig theilst du Qualen aus. Der Schmerz
Entspringt von selber, und die karge Lust,
Die als ein mächtig Wunder hin und wieder
Dem Weh entblüht, ist schon ein Glück gewesen.
So lieb sind wir den Ew'gen! Glücks genug
Ein freier Athemzug
Nach langem Schmerz, und selig,
Wenn wir im Tod von allem Schmerz genesen.
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