[579] Staleno. Lelio. Maskarill.
LELIO. Mein Herr, ich wollte mir eben jetzt die Freiheit nehmen, Sie aufzusuchen. Ich habe vom Herrn Philto die gütigen Gesinnungen Ihres Mündels gegen meine Schwester erfahren. Halten Sie mich nicht für so verwildert, daß es mich nicht außerordentlich schmerzen würde, wenn sie durch mein Verschulden fruchtlos bleiben sollten. Es ist wahr, meine Ausschweifungen haben mich entsetzlich herunter gebracht; allein, die mir drohende Armut schreckt mich weit weniger, als der Vorwurf, den ich mir wegen einer geliebten Schwester machen müßte, wenn ich nicht alles hervor suchte, das Unglück, das ich ihr durch meine Torheit zugezogen, so viel als noch möglich, von ihr abzuwenden. Überwegen Sie also, Herr Staleno, ob das Anerbieten, welches ich jetzt tun will, einige Aufmerksamkeit verdienen kann. Vielleicht ist es Ihnen nicht unbekannt, daß mir eine alte Pate ein so ziemlich beträchtliches Vorwerk in ihrem Testamente hinterließ. Dieses habe ich[579] noch; nur daß, – – wie Sie leicht vermuten können, – – einige Schulden darauf haften, deren ohngeachtet es jährlich noch so viel einbringt, daß ich notdürftig davon leben könnte. Ich will es meiner Schwester mit Vergnügen abtreten. Ihr Mündel hat Geld genug, daß er es frei machen, und ansehnliche Verbesserungen, deren es fähig ist, damit vornehmen kann. Es würde alsdann als keine unebene Aussteuer anzusehen sein, an deren Mangel, wie mir Herr Philto gesagt hat, Sie sich einzig und allein stoßen.
MASKARILL sachte zum Lelio. Sind Sie nicht klug, Herr Lelio? –
LELIO. Schweig!
MASKARILL. Das einzige, was Ihnen noch übrig ist, – –
LELIO. Habe ich dir Rechenschaft zu geben? – –
MASKARILL. Wollen Sie denn hernach betteln gehen?
LELIO. Ich will tun, was ich will. –
STALENO bei Seite. Ich merke schon. – Ja wohl, Herr Lelio, mußte ich mich an den gänzlichen Mangel der Aussteuer stoßen, so gern ich auch sonst diese Heirat gesehen hätte. Wenn es Ihnen also mit dem getanen Vorschlage ein Ernst wäre, so wollte ich mich wohl noch besinnen.
LELIO. Es ist mein völliger Ernst, Herr Staleno.
MASKARILL. So nehmen Sie doch Ihr Wort wieder zurück!
LELIO. Wirst du – –
MASKARILL. Bedenken Sie doch nur –
LELIO. Noch ein Wort!
STALENO. Vor allen Dingen aber, Herr Lelio, müßten Sie mir einen Anschlag von dem Vorwerke, und ein aufrichtiges Verzeichnis von allen Schulden, die Sie darauf haben, geben. Eher läßt sich nichts sagen. – –
LELIO. Gut, ich will sogleich gehen und beides aufsetzen. – Wann kann ich Sie wieder sprechen?
STALENO. Sie werden mich immer zu Hause treffen.
LELIO. Leben Sie wohl unterdessen. Geht ab.[580]
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