[118] PHILOTAS. Es soll so viele Betrieger in der Welt geben, und das Betriegen ist doch so schwer, wenn es auch in der besten Absicht geschieht. – Habe ich mich nicht wenden und winden müssen! – Mache nur, guter Parmenio, daß mich mein Vater erst morgen auslöset, und er soll mich gar nicht auszulösen brauchen. – Nun habe ich Zeit genug gewonnen! Zeit genug, mich in meinem Vorsatze zu bestärken – Zeit genug, die sichersten Mittel zu wählen. – Mich in meinem Vorsatze zu bestärken? – Wehe mir, wenn ich dessen bedarf! – Standhaftigkeit des Alters, wenn du mein Teil nicht bist, o so stehe du mir bei, Hartnäckigkeit des Jünglings!
Ja, es bleibt dabei! es bleibt fest dabei! – Ich fühl es, ich werde ruhig, – ich bin ruhig! – Der du itzt da stehest, Philotas – Indem er sich selbst betrachtet. – Ha! es muß ein[118] trefflicher, ein großer Anblick sein: ein Jüngling gestreckt auf den Boden, das Schwerd in der Brust! –
Das Schwerd? Götter! o ich Elender! ich Ärmster! – Und itzt erst werde ich es gewahr? Ich habe kein Schwerd; ich habe nichts! Es ward die Beute des Kriegers, der mich gefangen nahm. – Vielleicht hätte er es mir gelassen, aber Gold war der Heft. – Unseliges Gold, bist du denn immer das Verderben der Tugend!
Kein Schwerd? Ich kein Schwerd? – Götter, barmherzige Götter, dies einzige schenket mir! Mächtige Götter, die ihr Erde und Himmel erschaffen, ihr könntet mir kein Schwerd schaffen, – wenn ihr wolltet? – Was ist nun mein großer, schimmernder Entschluß? Ich werde mir selbst ein bitteres Gelächter –
Und da kömmt er auch schon wieder, der König. – Still! Wenn ich das Kind spielte? – Dieser Gedanke verspricht etwas. – Ja! Vielleicht bin ich glücklich –
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