Wetterleuchten

[246] Längs der dunklen Berge fährt

Wetterleuchten durch die Nacht,

Ein gezücktes Racheschwert,

Eine stumme Geisterschlacht.


Recht und Freiheit blühen kaum

Auf Momente nur der Welt,

Von der Dichtung schönem Traum

Wird sie flüchtig nur erhellt.


Gutes müßte siegreich sein,

Hielt' Gerechtigkeit ihr Wort –

Ist sie nur ein Flammenschein,

Wie das Wetterleuchten dort?

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 246.
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