Campagna Roms

[41] Wie mild erleuchtend längs der Ruinen dort

Des Herbstes frühaufstrahlender Mond erglänzt,

In goldnen Schlummerwellen hinströmt

Über den Hügeln der Öde Roma's,


Der Bäder, Aquäducte, der Tempel Rest,

Dazwischen uralt heiliger Haine Nacht,

Zerstörte Circusmauern, Trümmer,

Ruhend im Dunkel und tief im Grabschutt!


Erhabner Anblick, düster und ernst genug,

Daß aller Schauer einer versunknen Zeit,[41]

Und welcher Zeit! uns anweht, jener

Eh'rnen Epoche der Welterobrung.


Ein Klang der Vorzeit rauscht mit des Adlers Flug

Aus jedem Denkmal, aber noch schwebt ihr Geist

Im stolzen Laut der alten Sprache

Über den einst unterjochten Erdkreis.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 41-42.
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