17. Israel

[129] »Erbeb, o Israel, dein Haupt vom Steine!

Dein Tag in Zion wird dir wieder kommen,

Das Schwert wird deiner Feinde Hand genommen

Und wird vom Herrn gegeben in die deine.


Dann, Babylon, dann sink ins Knie und weine,

Dann wird dein Himmel sein von Glut erglommen;

In deinen Straßen, öd' und blutdurchschwommen,

Wird ausgestreut so Gold wie Edelsteine!«


So sprach am Euphrat der Prophet und streckte

Die Hände zürnend gegen Babels Tore,

Wo Schlaf und Mondlicht schon die Zinnen deckte.


Zu seinen Füßen lag das Volk – im Rohre

Des Euphratufers sang der Wind und weckte

Ein Lied von Zions Glanz im Männerchore.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 129.
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