18. Völkerwanderung

[129] Doch wenn ein Rom den Erdenkreis erschüttert,

Indem es stürzt, wenn durch die finstern Zeiten[129]

Ein Bahrtuch über die Gefallnen breiten

Befreite Völker, deren Joch zersplittert:


Dann dröhnt der Boden, und die Luft erzittert

Von kühnen Wanderungen; Riesen streiten,

Heroen sieht man und Giganten schreiten

Und jenen Werwolf, der das Weltend' wittert.


Noch einmal stehn die Söhne großer Väter

Zu Taten auf, noch einmal glüht im Äther

Der alten Götter Stern, dann bleich, dann nimmer.


Und ein Volk sieht man über alle wandern

Bis zu des fernsten Tages Abendschimmer,

Verhöhnt, verhaßt, verfolgt von allen andern.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 129-130.
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