X.

1VND er macht sich auff / vnd kam von dannen an die Orter des Jüdischenlands / jenseid des Jordans / vnd das Volck gieng abermal mit hauffen zu jm / Vnd wie seine gewonheit war / leret er sie abermal. 2Vnd die Phariseer traten zu jm / vnd fragten jn /Ob ein Man sich scheiden müge von seinem Weibe? vnd versuchten jn da mit. 3Er antwortet aber / vnd sprach / Was hat euch Moses geboten? 4Sie sprachen / Moses hat zugelassen einen Scheidbrieff zu schreiben / vnd sich zu scheiden. 5Jhesus antwortet /vnd sprach zu jnen / Vmb ewers Hertzen hartigkeit willen hat er euch solch Gebot geschrieben / 6Aber von anfang der Creatur / hat sie Gott geschaffen ein Menlin vnd Frewlin. 7Darumb wird der Mensch seinen Vater vnd Mutter lassen / vnd wird seinem Weibe anhangen / 8Vnd werden sein die Zwey ein Fleisch / So sind sie nu nicht zwey / sondern ein Fleisch. 9Was denn Gott zusamen gefügt hat / sol der Mensch nicht scheiden. Mat. 19; Deut. 24; Gen. 1; Gen. 2; Ephe. 5.

10VND daheim frageten jn abermal seine Jünger vmb dasselbige. 11Vnd er sprach zu jnen / Wer sich scheidet von seinem Weibe / vnd freiet ein andere /der bricht die Ehe an jr. 12Vnd so sich ein Weib scheidet von jrem Manne / vnd freiet einen andern /die bricht jre Ehe.


13VND sie brachten Kindlin zu jm / das er sie anrürete / Die Jünger aber furen die an / die sie trugen. 14Da es aber Jhesus sahe / ward er vnwillig / vnd sprach zu jnen / Lasst die Kindlin zu mir komen / vnd weret jnen nicht / Denn solcher ist das reich Gottes. 15Warlich / Jch sage euch / Wer das reich Gottes nicht empfehet / als ein Kindlin / Der wird nicht hin ein komen. 16Vnd er hertzet sie / vnd leget die hende auff sie / vnd segenet sie. Mat. 19; Luc. 18.


17VND da er hinausgangen war auff den weg /lieff einer forne für / kniet fur jn / vnd fraget jn / Guter meister / was sol ich thun / das ich das ewige Leben ererbe? 18Aber Jhesus sprach zu jm / Was heissestu mich gut? Niemand ist gut / denn der einige Gott. 19Du weissest je die Gebot wol / Du solt nicht ehebrechen. Du solt nicht tödten. Du solt nicht stelen. Du solt nicht falsch gezeugnis reden. Du solt niemand teuschen. Ehre deinen Vater vnd Mutter. 20Er antwortet aber / vnd sprach zu jm / Meister / das hab ich alles gehalten von meiner Jugent auff. 21Vnd Jhesus sahe jn an / vnd liebet jn / vnd sprach zu jm / Eines1 feilet dir / Gehe hin / verkeuffe alles was du hast / vnd gibs den Armen / so wirstu einen Schatz im Himel haben / Vnd kom / folge mir nach / Vnd nim das Creutz auff dich. 22Er aber ward vnmuts vber der rede / vnd gieng trawrig dauon / Denn er hatte viel Güter. Mat. 19; Luc. 18; Exo. 20; Deut. 5.

23VND Jhesus sahe vmb sich / vnd sprach zu seinen Jüngern / Wie schwerlich werden die Reichen in das reich Gottes komen. 24Die Jünger aber entsatzten sich vber seiner rede. Aber Jhesus antwortet widerumb vnd sprach zu jnen / Lieben kinder / Wie schwerlich ists / das die / so jr vertrawen auff Reichthum setzen / ins reich Gottes komen. 25Es ist leichter / das ein Kameel durch ein Naddelöhre gehe /Denn das ein Reicher ins reich Gottes kome. 26Sie entsatzten sich aber noch viel mehr / vnd sprachen vnternander / Wer kan denn selig werden? 27Jhesus aber sahe sie an / vnd sprach / Bey den Menschen ists vnmüglich / Aber nicht bey Gott / Denn alle ding sind müglich bey Gott. Mat. 19; Luc. 18.


28DA saget Petrus zu jm / Sihe / wir haben alles verlassen / vnd sind dir nachgefolget. 29Jhesus antwortet / vnd sprach / Warlich / Jch sage euch / Es ist niemand / so er verlesst haus / oder brüder / oder schwester / oder vater / oder mutter / oder weib / oder kinder / oder ecker / Vmb meinen willen / vnd vmb des Euangelij willen / 30Der nicht hundertfeltig empfahe / Jtzt in dieser zeit / heuser vnd brüder / vnd schwester vnd mütter / vnd kinder / vnd ecker / mit verfolgungen2 / [271a] Vnd in der zukünfftigen Welt das ewige Leben. 31Viel aber werden die letzten sein / die die ersten sind / Vnd die ersten sein / die die letzten sind.


32SJE waren aber auff dem wege / vnd giengen hinauff gen Jerusalem / Vnd Jhesus gieng fur jnen /vnd sie entsatzten sich / folgeten jm nach / vnd furchten sich. Vnd Jhesus nam abermal zu sich die Zwelffe vnd saget jnen / was jm widerfaren würde. 33Sihe /wir gehen hinauff gen Jerusalem / Vnd des menschen Son wird vberantwortet werden den Hohenpriestern vnd Schrifftgelerten / Vnd sie werden jn verdamen zum Tode / vnd vberantworten den Heiden / 34die werden jn verspotten vnd geisseln / vnd verspeien /vnd tödten / vnd am dritten tage wird er aufferstehen. Mat. 20; Mat. 20; Luc. 18.


35DA giengen zu jm Jacobus vnd Johannes die Söne Zebedei vnd sprachen / Meister / wir wollen /das du vns thuest / was wir dich bitten werden. 36Er sprach zu jnen / Was wolt jr / das ich euch thue? 37Sie sprachen zu jm / Gib vns / das wir sitzen / einer zu deiner Rechten / vnd einer zu deiner Lincken / in deiner Herrligkeit. 38Jhesus aber sprach zu jnen / Jr wisset nicht was jr bittet. Kund jr den Kelch trincken /den ich trincke / vnd euch teuffen lassen mit der Tauffe / da ich mit getaufft werde? 39Sie sprachen zu jm / Ja wir können es wol. Jhesus aber sprach zu jnen /Zwar jr werdet den Kelch trincken / den ich trincke /vnd getaufft werden mit der Tauffe / da ich mit getaufft werde / 40Zu sitzen aber zu meiner Rechten vnd zu meiner Lincken / stehet mir nicht zu euch zu geben / sondern welchen es bereitet ist. Mat. 20.


41VND da das die Zehen höreten / wurden sie vnwillig vber Jacobum vnd Johannen. 42Aber Jhesus rieff jnen / vnd sprach zu jnen / Jr wisset / das die weltliche Fürsten herrschen / vnd die Mechtigen vnter jnen / haben gewalt. 43Aber also sol es vnter euch nicht sein / Sondern welcher wil gros werden vnter euch / der sol ewer Diener sein / 44Vnd welcher vnter euch wil der Fürnemest werden / der sol ewer aller Knecht sein. 45Denn auch des menschen Son ist nicht komen / das er jm dienen lasse / Sondern das er diene / vnd gebe sein Leben zu bezalung fur viele. Mat. 20; Luc. 22.


46VND sie kamen gen Jericho / Vnd da er aus Jericho gieng / er vnd seine Jünger / vnd ein gros Volck /Da sass ein blinder Bartimeus Timei son / am wege vnd bettelt. 47Vnd da er höret / das es Jhesus von Nazareth war / fieng er an zu schreien / vnd sagen /Jhesu du son Dauid / Erbarm dich mein. 48Vnd viel bedraweten jn / Er solte stille schweigen. Er aber schrey viel mehr / Du Son Dauid / Erbarm dich mein.49Vnd Jhesus stund stille / vnd lies jm ruffen. Vnd sie rieffen dem Blinden / vnd sprachen zu jm / Sey getrost / stehe auff / er ruffet dir. 50Vnd er warff sein Kleid von sich stund auff / vnd kam zu Jhesu. 51Vnd Jhesus antwortet / vnd sprach zu jm / Was wiltu / das ich dir thun sol? Der Blinde sprach zu jm / Rabboni /das ich sehend werde. 52Jhesus aber sprach zu jm /Gehe hin / Dein glaube hat dir geholffen / Vnd als bald ward er sehend / vnd folgete jm nach / auff dem wege. Mat. 20; Luc. 18.


1 Das ist / Es feilet dir gantz vnd gar / Denn du wilt from sein / vnd doch dein Gut nicht lassen vmb meinen willen / noch mit mir leiden. Darumb ist Mammon gewislich dein Gott / vnd hast jn lieber denn mich.

2 Wer gleubt / der mus verfolgung leiden / vnd alles dran setzen. Dennoch hat er gnug / wo er hin kompt / findet er vater / mutter / brüder / güter / mehr denn er je verlassen kund.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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