Freudenlied

[180] Auf, ihr muntern Brüder,

Jubelt mit mir Lieder!

Nimmer kommt uns wieder

Frohe Jugendzeit!

Sei den leichten Scherzen,

Und dem Gott der Herzen

Dieser Tag geweiht.


Laßt an hellen Tagen

Alte Narren klagen!

Sich mit Grillen plagen,

Ist dem Blöden süß!

Weise scheuchen Sorgen,

Sorgen für den Morgen!

Heute bleibt gewiß!


Silberharfen klingen,

Freie Mädchen singen,

Brüder, laßt uns springen,

Springen goldnen Wein!

Wo sich Scherze wiegen,

Blonde Locken fliegen,

Kann man luftig sein!


Tanzet um die Fässer!

Freude lachet besser,

Stoßet ihr die Gläser!

Welch ein froher Klang!

Klingt die Urne besser

An Cocyts Gewässer,

Oder Grabgesang?


Freier Mädchen Nicken,

Runde Busen schmücken,

Weiche Hände drücken,

O wie süß, wie süß!

Unter frohen Chören

Volle Becher leeren,

O wie süß, wie süß!


Jünglinge, die Losen,

Werfen uns mit Rosen,

Daß wir ihre bloßen,

Weißen Arme sehn.

Löset mit mir Bänder!

Streift die Brustgewänder!

Nackend sind sie schön!


Spiegle mir, du kleine

Blonde, hier im Weine

Deine weiße, reine

Marmorbrust geschwind!

O! du schwebst im Weine,

Wie im Strahlenhaine

Ein vergöttert Kind!


Küßchen hör' ich tauschen,

Kleine Pfeilchen rauschen,

Amorn seh' ich lauschen,

Fröhlich hüpft er her.

Neben seiner Seite

Schwingt die lose Freude

Ihren grünen Speer.


Über Schwanenbetten

Flüchten sie, und retten

Sich in Blumenketten;

Cypris tanzt herab.

Ihren Sohn zu strafen,

Der zu lang geschlafen,

Bricht sie Rosen ab.

Quelle:
Friedrich Müller (Maler Müller): Werke. Band 1, Mannheim und Neustadt/Hdt. 1918, S. 180-181.
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