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[77] Aus einer noch ungedruckten pfälzischen Idylle. 1792.
Erneue deinen Segen heut', o Herr, und steige
In diesem Augenblick im Geiste nieder
Zu uns als sel'ges Kind, damit geboren wieder
Zu dir das Herz durch dich sich rein und kindlich neige!
Schenk' deinen Frieden voll der Welt! Es weiche
Die Zwietracht ganz, damit nur zarte Lieder
Der frohen Eintracht mit der Unschuld Lallen
Von frommen Lippen mögen inniglich erschallen!
So weit der Ocean die Erd' umschließt, erheben
Voll Andacht Stimmen sich in dieser Stunde,
Zu feiern, Herr, dein Fest. Aus jedem Christenmunde
Strebt lauter Jubel auf, dich in dem Erdenleben
Zu grüßen neu; doch darf dir, treu ergeben
Vor jedem Welttheil, fest im Glaubensbunde,
Dich, Heiland uns'rer Welt, Europa preisen
Als hohem Mittler dir den reinsten Dienst erweisen.
Drum lenke deine Blicke, Herr, auch voller Gnade
Auf ihre Reiche, und will's dir gefallen,
Auf unser deutsches Vaterland hierbei vor allen;
Verbinde du den Sinn, nach deinem heil'gen Rathe,
Von seinen Söhnen, daß im rechten Pfade
Der Einigkeit sie sicher wallen,
Als Brüder, jeder treu den andern achtend,
Als Glied von einem Leibe jeder sich betrachtend!
Damit der Feinde List (zu uns'rer Schmach und Schande
Gelang's zu oft ihr) möge nicht berücken
Den deutschen Mut durch Zwietracht, leichter so zu drücken[78]
Das Joch auf unsern Nacken, schwere Sclavenbande
An unsern Arm; im eignen Vaterlande
Unthätig fesselnd ihn uns auf den Rücken;
Noch daß zu fremdem Vortheil Deutsche tragen
Die Waffen gegen Brüder, für den Feind sich schlagen.
Erhelle ihren Geist, damit sie klarer schauen,
Daß Einigkeit und Brudersinn vor Ketten
Der fremden Tirannei nur sie vermög' zu retten;
Wenn treu und brüderlich sie aufeinander bauen,
Die Hand sich reichen, fest in Nöten trauen
Dem eig'nen Mut; im Schlachtfeld lieber betten
Auf blut'ger Erde sich, als feig zu sparen
Das Leben ehrlos, um als Sclav es zu bewahren!
Lenk' unsrer Fürsten Sinn, damit sie treu die Pflichten,
Die liegen ihnen ob, als Väter üben
Das treue Volk durch keinen Uebermut betrüben,
Und aufschau'n, daß getreu auch ihren Dienst verrichten
Die, welchen sie das Amt, das Volk zu richten,
Vertrauet an, wie im Gesetz geschrieben;
Damit sie so ein rühmlich Beispiel geben,
In sich dem Volke, wie gerecht der Mensch soll leben.
Zuletzt gieb uns, o Herr, daß unser Volk erkenne
Lebendig seinen Wert, und sich nicht schätzen
Nach andrer Anschlag soll; als Sclaven fremder Götzen
Verstümm'le seine Zung'! Hinweg! das Glied, es trenne
Von uns sich, daß mein Lied es hier nicht nenne,
Gilt mehr als Männerwort ihm fremd Geschwätze!
Ach, laß uns achten stets das Schöne und das Rechte
An fremden Völkern, – doch als Freie, nicht als Knechte!
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