Monte Solaro

[245] Des Solaro Königsstirne

decken graue Tränenschleier:

in der klippenreichen Wildnis

spielt ein Weib auf einer Leier.


Ihre blassen Hände beben

wie von niegestilltem Hoffen,

ihre schwarzen Haare flattern

sturmgepeitscht um Fels und Schroffen –


Möwenschrei, durch Schaum und Woge

schmale weiße Schwingen sausen –

und des Weibes heißer Herzschlag

übertönt der Brandung Brausen.

Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 245.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Der Freiheit zu eigen: Gedichte 1884-1905