Tote Blumen

[272] In des Hofes Sterbewinkel,

schräg vom Dachfirst überhangen,

liegt auf Scherben Schutt und Kehricht

– tief das Haupt in Staub gepreßt –

eine tote Sonnenblume.


Aus dem Dachrohr unermüdlich

rieselt der Septemberregen,

rinnt und rinnt, und kann doch nimmer

die Verwelkte neu beleben,

kann aus ihrem Strahlenkelch

nicht den Staub der Erde waschen.

Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 272.
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