An die Grille

[178] Unter des Seethals Ulmen wandl' ich einsam.

Feiernd schweigt die Natur, kein Lüftchen athmet;

Nur dein leiser Abendgesang, o Grille,

Tönt in den Blüthen.
[178]

Als ich ein Knabe war, horcht' ich mit Wonne

Deinem ländlichen Liede! Jahre schwanden,

Meine Freunde sanken ins Grab, die Schöpfung

Wurde mir öde.


Wann ich gestorben bin, tön' aus der Moosgruft

Rosen, opfert am hohen Waldgestade

Salis meinem Schatten bethränte Kränze,

Wonne der Wehmuth.

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 178-179.
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