Die Vollendung

[102] Wenn ich einst das Ziel errungen habe,

In den Lichtgefilden jener Welt,

Heil, der Thräne dann an meinem Grabe

Die auf hingestreute Rosen fällt!


Sehnsuchtsvoll, mit hoher Ahndungswonne,

Ruhig, wie der mondbeglänzte Hain,

Lächelnd, wie beim Niedergang die Sonne,

Harr' ich, göttliche Vollendung, dein!


Eil', o eile mich empor zu flügeln

Wo sich unter mir die Welten drehn,

Wo im Lebensquell sich Palmen spiegeln,

Wo die Liebenden sich wieder sehn.


Sklavenketten sind der Erde Leiden,

Oft, ach! öfters bricht sie nur der Tod!

Blumenkränzen gleichen ihre Freuden,

Die ein Westhauch zu entblättern droht!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 102.
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