§. 12.

Denn es kan ja der Teufel seine mancipia die Hexen als ein alter Ertz-Schalck und tausend Künstler also bey der Nase herum führen / und ihre innerliche und euserliche Sinne dermassen einschläffern und einnehmen / daß sie meynen / sie hören und sehen solche Sachen / die doch in rerum natura nicht geschehen können / welches man sonderlich warnehmen kan an wahnsüchtigen und melancholischen Leuten / was machen sich dieselbigen nicht öffters vor imaginationes? Was bauen sie nicht vor Festungen auf in ihren Köpffen? Was spintisiren nicht öffters auch vernünfftige Leute im Schlaff? und bilden sich ein / sie sehen im Geist solche miracula welche sie im Leibe nimmermehr würden erreichet / noch zu sehen bekommen haben? Warum solte denn nicht auch der Teufel /wenn er den Sinn eines solchen Weibes einnimmet /welchen er sich wegen ihres Unglaubens [17] auf GOttes Zulassen mancipirt / mit solchen wunderlichen Speculationibus und Phantastischen imaginationibus ihren Kopff anfüllet / daß sie sich im Traum einbildet / sie sey auf einen gewissen Convent, sehe unterschiedene so wohl bekante als unbekante Personen /schmause / tantze und treibe allerley Üppigkeit / halt auch dafür / daß es warhafftig im Leibe geschehe / ob gleich ihr ungläubiger Sinn von dem Teufel also betrogen und mit einer betrüglichen Lust erfüllet / dadurch er sie ie mehr und mehr als die Fische in seinen Hahmen alliciert und zu seinen Dienst locket.

Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] Curieuse Untersuchung des Solennen-Convents der Hexen auf dem Brockels-Berge. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M. [d.i. Johann Gottlieb Meister]. Dresden, Leipzig: 1702, S. 17-18.
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