§. 13.

[18] Solche Possen kan man auch wahrnehmen an denen Weer-Wölffen / oder wie sie sonst genant werden. Diese Leute bilden sich auch ein / sie werden in Füchse / Wölffe / Haasen / Katzen / und andere Thiere verwandelt / und verrichten nach ihrer Phantasie dererselben Actiones / kriechen auf Dächern / durchlauffen Felder / zerreissen Vieh / und was dergleichen wunderseltzame Einbildungen seyn / dergleichen Leute es sonderlich geben soll in [18] Preussen und Lieffland.1 Da doch solche productio, u. immutatio derer Thiere der gantzen Natur und also auch dem Teufel unmöglich ist / daher man auch diejenigen / welche sich eingebildet / sie seyn durch Hülffe des Teufels in Füchse verwandelt worden / in einen tieffen Schlaff liegend funden.2 Ein merckliches Exempel dessen erzehlet Dn. Michael Mei,3 welches er von einen vornehmen Manne selbsten gehöret / der es in Lieffland mit seinen eigenen Augen gesehen / daß ein solcher Weer-Wolff daselbst gewesen / der auch von vielen andern Menschen ist betrachtet worden. Dieser sey einsmahls zur Erden niedergesunckē in einen tieffen Schlaf wie ein Klotz gantz unbeweglich / so daß er auch nicht hat können aufgewecket werden / darauf ihn einige wacker zerschlagen / doch ohne alle Empfindung /auch eine kleine Wunde ins Gesicht geritzet. Als er aber endlich erwachet / habe er angefangen von grossen Wunderthaten zu reden / die er verrichtet / wie er durch die Wälder gelauffen / so viel Schafe zerrissen /und Heerden zerstreuet / und [19] und da sie ihn gefraget /wo er denn die Wunden im Gesicht bekommen / geantwortet: es habe ihm ein Hund gekratzet / da er eine Heerde Schafe angefallen. Als sie aber gefraget /wovon denn sein gantzer Leib so roth / hat er repliciret: Es wäre vom Hirten-Stabe / welcher ihn da er sich an die Schafe gemacht / als einen Wolff damit bastioniret.4

Fußnoten

1 Vid. Peucerus de Divinat. p. 160.


2 Vid. supra cit. Camerarius horar. subcisiv. Cent. 1. p. 328.


3 In disput. de λυκανθρωπία.


4 Vid. Peucerus loc. cit. & Bercmannus Annot. sup. Metamorph. Ovidii fab. 2.


Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] Curieuse Untersuchung des Solennen-Convents der Hexen auf dem Brockels-Berge. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M. [d.i. Johann Gottlieb Meister]. Dresden, Leipzig: 1702.
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