Vierter Auftritt.

[17] Gernando, Enrico und Silvia versteckt.


ENRICO. Aber Gernando! ist denn dies auch das Land, das Du suchst?

GERNANDO. Ach ja! die Liebe machte es mitihrer Hand mir in die Seele; und das Herz bestätigt es mit seinem Klopfen.

SILVIA. (Wenn ich ihnen doch nur ins Gesicht sehen könnte!)

ENRICO. Man kann so leicht irren!

GERNANDO. Nein, liebster Enrico! es ist das nemliche. Ich erkenne jeden Stein. Da ist die Höle, wo ich meine Gemahlin, mein bestes Gut, mein Herz, in süßem Schlaf, ihre Silvia im Arm, das letztemal verließ, und sie nie wieder sah. Hier ward ich von den Räubern angefallen; dort ward ich verwundet; da fiel mir der Degen aus der Hand. Ach! liebster Freund! jede Zögerung ist ein Verbrechen. Auf! Such Du von jener Seite, ich will von dieser suchen. Die Insel ist schmal; wir können uns nicht verirren. Ich habe wenig Hoffnung, meine Konstanzia zu finden; aber wenigstens soll dasselbe Erdreich, das sie bedeckt, auch mir zum Grabe dienen. Er geht ab.[19]


Quelle:
Haydn, Joseph: Die unbewohnte Insel. Berlin 1786, S. 17-20.
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