Liebeslied

[309] Ich sah ein Mädchen; ach, so schön

Hab' ich seit Jahren keins gesehn!

Das Herz im Leibe bebt mir noch,

Und wallt von süßem Taumel hoch![309]


Der Glanz der blauen Äugelein

Drang in mein Innerstes hinein;

Mir ward so hell mit einemmal,

Als käm' ein Frühlings-Sonnenstrahl.


Die Wange so gesund und frisch!

Der Farben liebliches Gemisch! –

Der Lilien und Rosen Zier

Verschwindet all in nichts vor ihr.


So rund und rot und hold der Mund!

So sanft das Kinn, und, ach, so rund!

Und alles, alles! ach, so schön!

So hab' ich's nimmermehr gesehn!


Du liebes Mädchen! dein, o dein

Will ich mein ganzes Leben sein!

Du blicktest mich so freundlich an;

Ach, sag! bist du mir zugethan?

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50, Stuttgart [o.J.], S. 309-310.
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