Quos ego!

[135] Nörgelt mir nicht

am freien Flug

meiner Phantasie,

sonst reiß ich alles,

was fest und sicher,

aus seinen Wurzeln

und schleudr' es auf euch

in die trostlose Niederung,

wahnsinnbewältigt.


Denn tot und verdrossen

schleicht euch das Blut,

und es ist keine Lust,

euch leben zu sehn

und mit euch zu leben.

Flügel, Flügel,

mit mir zu fliegen,

mit mir zu schwelgen

im kreißenden Feuerregen

tanztaumelnder Gestirne,

alle glühenden Kelche

der blauen Nacht

auszuschmecken,

an alle Brüste

zu stürzen,

die ihre flammenden Knospen[136]

aus aller Urwelt

Ahnungstiefen

dem Erdesohn

entgegenstarren – –!

Aber nicht so,

in einsamem Taumel!

Mit mir, ihr alle!

So kommt doch, Menschen!

Laßt euren Bruder

nicht so allein!

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 3, Basel 1971–1973, S. 135-137.
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