[69] Ludmilla. Dann Bertha. Wilhelmine. Bolzau.
LUDMILLA durch die Mitte, schnell auf Bolzau zueilend. Nun bist Du endlich ungestört – hast Du endlich etwas Ruhe, lieber Oheim?
BOLZAU. Ruhe – ja, hat sich etwas! Warte nur Du Tausendsassa – Droht ihr. Du machst mir schöne Dinge, ich werde Deinethalben heut noch heiße Stunden haben.
LUDMILLA ihm um den Hals fallend. Ach lieber Herzensoheim!
BOLZAU. Ja – hm – als wenn so ein Kuß Alles gut machte! Du Schelm, aber komm, erzähle mir wenigstens wie die ganze Sache gekommen ist Sich nach Wilhelmine und Bertha umsehend, die eintreten. mir ganz allein. Zu Wilhelmine. Wir wollen einen kleinen Gang durch den Garten machen. Bolzau und Ludmilla ab durch die Mitte.
WILHELMINE. Du siehst wirklich recht blaß aus Bertha, das ängstigt mich, was fehlt Dir?
BERTHA. Oh, es fehlt mir nichts, liebe Tante.
WILHELMINE. Du bangst Dich nach Deinem Hause – nach Deinem Mann.
BERTHA aufrichtig und seufzend. Ach ja, Tante![69]
WILHELMINE in flüsterndem Tone. Nun – nun, es wird ja nicht ewig dauern, bis die Kochmaschine fertig ist.
BERTHA bei Seite. Und ich kann mein Herz nicht einmal erleichtern.
WILHELMINE nachdem sie sich umgesehen. Hör' mal, mein Kind, wir sind gerade allein, Du bist ja auch Frau, wir Frauen müssen zusammenhalten.
BERTHA. Ja wohl!
WILHELMINE. Mein Alter scheint immer noch keine rechte Lust zu haben, das Stiftungsfest zu besuchen, wenn das Gespräch darauf kommt, rede ihm nur etwas zu, hinzugehen.
BERTHA. Hinzugehen? – Ich soll ihm zureden.
WILHELMINE. Ja wohl!
BERTHA. Ich dächte doch, Du solltest froh sein, wenn er davon fortbliebe.
WILHELMINE. Nein, im Gegentheil Kind, ich wünsche sehr, daß er hingeht.
BERTHA. Das begreife ich nicht.
WILHELMINE. Sieh, erstens ist es doch im Grunde ein unschuldiges Vergnügen.
BERTHA. Es wird Viel getrunken.
WILHELMINE. Mein Gott ja, gewöhnlich kommen die Männer etwas angeheitert nach Hause.
BERTHA bei Seite. Angeheitert! – Das sagt sie so ruhig.
WILHELMINE. Am andern Morgen haben sie so eine Art sanfter elegischer Stimmung, sind weich, nachgiebig, ich benutze diese Gelegenheit stets dazu – wenn ich etwas durchsetzen will. Uebermorgen früh habe ich meinen Landauer, ich wette mit Dir.
BERTHA. So meinst Du, daß man den Männern diese Art Vergnügen gestatten muß?[70]
WILHELMINE. Gewiß, sei überzeugt, das sind nicht die schlimmsten Zerstreuungen – bei der Gelegenheit immer die Zügel locker lassen damit man sie später wieder anziehen kann.
BERTHA bei Seite. Wie thöricht hab' ich mich benommen, ich sah bei meinem Manne ein Verbrechen darin.
WILHELMINE. Dein Mann wird doch auch hingehen?
BERTHA. Ich glaube – ja, er sprach davon.
WILHELMINE. Thu' mir den Gefallen, sage ihm, daß er meinen alten Brummbär mitnimmt.
BERTHA. Ja. Bei Seite. Oh könnte ich ihn jetzt sprechen!
WILHELMINE. Aber laß Dir nichts merken.