3.

[187] Langsamer und weniger eigenthümlich, als die Sprache der Zelle und der philosophischen Klause, bildete sich die Sprache der Städte, der Wirklichkeit. Aus den Chroniken und moralischen Tractaten des funfzehnten Jahrhunderts ersieht man noch am meisten, welchen Ausdruck das wirkliche Leben um diese Zeit gehabt. Johann Rothe, ein Mönch zu Eisenach, gab in der ersten Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts eine thüringische Chronik heraus, welche für die früheste Erscheinung eines Geschichtschreibertalents in Deutschland gelten kann. Dieser Mönch, der sich auch als Dichter bekannt gemacht, bewies schon eine Feinheit und Anmuth historischer Darstellung, die besonders in Portraitzeichnungen auf eine merkwürdige Weise glücklich[188] ist. In aller Einfachheit und auch wohl Trockenheit des Chronikenstils entbehrt er doch einer leisen poetischen Anfärbung nicht. Besonders strebt er danach, seinen Gegenstand in einer gewissen malerischen Gruppirung zu behandeln und lebende Bilder zu zeichnen. Seine Prosa ist gedrungen und nervig, zuweilen scheint er sogar nach piquanten Wendungen zu suchen. Von dem thüringischen Landgrafen Ludwig VI. entwirft er folgendes Bild: »Dessir Lantgrafe Lodwig waz gar eyn clarer jungir forsse, eyn liplicher jungeling und eyner zamelichen wanderunge, eynes heiligen lebins. Do her obir syne bluwindin jogunt zcu vornunftigen aldir quam, do waz her zcu male gutlichen wedir eynin iclichin, wan yn eyne luchtin alle toginde, her waz von libe eyn wolgesicketer man, nicht zcu lang noch zcu korit, zcu male mit schonen forstlichin geberdin, in gnediger zcuversicht, sin angesich waz frölich, syn antlizce subirlich. Unde ez waz nymant der en sach, her worde eine gunstig. Her waz schemel mit syme wortin, geczuchtig mit synin geberdin, reynlich unde kusch mit syme libe, warhaftig mit syner rede, getruwe in syner fruntschaft,[189] forstlich mit syme rethe, unde menlich in syme widirsatzce, vorbedachtin in synen globedin, gerecht mit syme gerichte, milde mit syme belonen unde was man toginde gesagin kan, der gebrach eme nicht.«1

Johann Rothe hatte in seine prosaische Darstellung etwas von der Legendendichtung mit hinübergenommen, in der er sich auch sonst versuchte. Strenger und pragmatischer bildete sich die historische Prosa durch Johann Thurmayer, genannt Aventinus[190] (von seiner Vaterstadt Abensberg), der in einer spätern Zeit des Jahrhunderts lebte und seine baierische Chronik erst lateinisch, dann deutsch herausgab. Sein gebildeter Chronikenstil verräth eine Kenntniß und durchdachte Musternehmung der antiken Geschichtschreiber, und besonders Tacitus scheint ihm bisweilen vorgeleuchtet zu haben. Neben ihm könnte noch die Chronik der burgundischen Kriege von Diebold Schilling genannt werden, um die historische Anschauungs- und Ausdrucksweise des funfzehnten Jahrhunderts zu umzeichnen.

Die Sprache des bürgerlichen und gesellschaftlichen Lebens in diesem Jahrhundert redet in ihrer ganzen Naivetät, treuherzigen Derbheit und schalkhaften Ehrbarkeit aus dem Ehestandsbuch des Albrecht von Eybe (Ybe) uns an. Dies ist eines der merkwürdigsten und seltensten Denkmäler dieser älteren Prosa. Der Verfasser giebt sich in der Vorrede seines ohne Titel erschienenen Werkes als »in baidế recht doctor, Archidiacon zu Wirczburg vnn Thumherr zu Bamberg vnd Aystet« zu erkennen. Die ältesten Ausgaben sind von Nürnberg, 1472, in welchem Jahre der Verfasser sein[191] Buch mit einer feierlichen Zueignung dem löblichen Magistrat und der Gemeinde der Stadt Nürnberg als Neujahrsgeschenk übersandte. Es ist in drei Theile getheilt und enthält dem Inhaltsverzeichniß nach Folgendes: Tytel diß büchlins des ersten teyls: Ob einem Manne sey tzu nemen ein eelich weyb oder nit. Von lieb und keüscheit der eelewte vnd von vnordentlicher lieb und vnkeüsch. Von der schön vnd vngestalt der Frouwen. So ein eefrow fruchtbar oder unfruchtbar ist. Von lieb vnd sorgen der kindér vnd wie sy erzogen sullen werden vnd so die kinder oder die elter sterben. So die Frow wolredende vnd zornig ist. Von dem Heyratgut vnd von reichtumb vnd armut. – Tytel des andern teyl's: Wie die welt vnd wie die menschen vnd warumb sie erschaffen seind. Die Antwurt das ein weyb tzu nemen sey. Widerwertigkeit in der ee vnd sunst tzu dulden. Das man Frouwen vnd junckfrouwen tzu rechter zeytt mann geben sol. Wie sich ein frow halten sol in abwesen irs mans. Das lob der ee. Das lob der frouwen. – Tytel des dritten teyls. Wie die male und wirtschaft seind tzu halten. Von ellende krancheyt vnd widerwertikeyt[192] der menschlichen natur. Das keyn sunder verzweyfeln sol.

Man sieht, dieser ebenso ehrbare als lustige Archidiaconus hat kein Hauptcapitel aus dem ehelichen Leben und Wandel unberührt gelassen. Seine moralischen Nutzanwendungen verrathen im Allgemeinen strenge Grundsätze, ohne pedantisch und im Einzelnen lästig zu werden. Man hat ihn nicht mit Unrecht den deutschen Montaigne genannt. Hin und wieder laufen seine moralischen Tractate, wenn den Verfasser seine fröhliche Phantasie von dem didaktischen Ton abführt, in kleine Novellen aus, die, in ihrer zierlichen und naiven Behandlung, an Boccaccio erinnern. Zuweilen hat er auch aus demselben entlehnt, wie die Erzählung, mit der er beweisen will, »das man frowen und junkfrowen tzu rechter czeit menner geben soll.« Die vortrefflich gehaltene Erzählung: »wie sich ein frow halten sol in abwesen irs mans« zeigt ihn selbst als Meister im naiven Novellenstil.2 Manches scheint[193] er wörtlich aus andern Schriftstellern übersetzt zu haben, wie er überhaupt eine vielfältige Belesenheit an den Tag legt. Seine feine Auffassung von Welt- und Lebensverhältnissen ist gerade dazu geeignet, uns das Privatleben seiner Zeit, wie es geredet und für seine eigenthümlichen Zustände Worte gefunden, auseinander zu legen. In seiner Sprache finden sich einzelne Seltsamkeiten, die besonders im Gebrauch des Hülfszeitwortes sein auffällig sind. So sagt er: ward einen Brief schreiben, anstatt schrieb einen Brief; sie ward küssen, anstatt sie küßte; ward ihr wolgefallen, statt gefiel ihr wol; das Herz ward in ihr zittern, statt das Herz zitterte in ihr; ward lieblichen ansehn, statt sah lieblich an, u. dgl. Sonst hat seine Prosa eine gewisse duftige Lieblichkeit und ist die Resonanz einer heitern, gemüthlichen, wohlgestimmten Seele.

Ueber das Freien sagt Albrecht von Eybe folgendes Beherzigenswerthe: »Vgolinus parmensis schreibt, ich hab wohl gesehen das oft ein schicz (Schütz) ablaßt hundert pfeil von dem bogen ee er das zil mag getreffen, so kompt oft ein glik das im ersten schuß der schicz trifft das blatt, also geschicht[194] auch mit den Frouwen sy wöllen hundert mal gebeten und gemüßigt sein, so kompt oft ein glük das die frov in eim Tag gibt und gewert daz sy ein gancz monat hat versagt vnd abgeschlagen. solche wort vnd gedenken sol sich ein vester man nit übergehn vnd nahen lassen. So sullen auch die frouwen den mennern die sy in vnordenliche lieb wöllen füren nit zu vil getrauwen, wann als ouch Vgolinus schreibt, ein frow sol ir gütikeit in dem nit lassen erkennen das sy mit hüpschen vnd gedichten worten vnd den zähern des mannes glauben gebe, vnd sol nit erhören das da vnzimlichen ist tzu bieten vnd tzu geweren, wann herfließende vnd schnelle lieb die gewinnt gemeinklichen ein bösen außgang vnd erkaltet bald, das geschicht mer aus schulden des mannes dann der Frouwen. Ein Frow die ir lyeb im anfangk dem manne nit versprechen will vnd schwerer macht alsbald sye die lieb hatt tzu gesagt vnd in ir Hercz genommen, so ist imbristiger vnd steter die lieb der Frouwen vnd überwindet den man in der lieb, aber der man als da ettlich Menner seind, alsbald er der Frouwen willen hat erlangt so gedenkt er im[195] also, die Frow hat nach meinem willen gancz gelebet vnd wirt es allzeyt tun, du willt auß gyen vogeln vnd wilt besehen ob du ein andere auff den kloben bringen mügest vnd gefahen vnd will es für ein lob haben ye mer er an die czeteln mag bringen oder an die kerben, so die Frouwe gar für schentlicher achtet ir lieb mit merer Mànnen tzu teylen.«

Einige der am meisten charakterisirenden Abschnitte, die hier stehen könnten, müssen wir in Betracht des veränderten modernen Geschmacks unterlassen, da unsere Sitten heut nicht mehr rein genug sind, um alles Natürliche, das unsere Altvordern frisch und fröhlich bei seinem Namen nannten, ohne Anstoß hinzunehmen. Hier empfinden wir erst recht die Corruption, die hinter den prüden Formen sich birgt, wenn wir uns schämen müssen, die unumwundenen Aeußerungen alter, körniger, ächt deutscher Sitte unsern Zuständen wieder nahe zu bringen. Nur das harmlose Lob, das der ehrliche Albrecht von Eye der Ehe spendet, mag hier noch eine Stelle finden: »Die Eee ist ein Mutter vnd Meisterin der Kewscheyt, wann durch die Eee werdent vermitten vnlauter frembd Begird vnd annder[196] schwär sünd der Vnkewschheyt; die Eee ist eyn nucz heilsames Ding, durch die werdent die Land, Stet und Heußer gebauwet, gemeret vnd inn frid behalten. Manig streit, schwär krieg vnd veindschafft hinttergelegt vnd gestillet, gutt freündschafft vnd sipp vnder frembden personen gemachet vnd das gancz menschlich geschlecht geewigt. So ist auch die Eee eyn fröliches, luspers vnd süß Ding, was mag frölicher vnd süßer gesein, dann der nam des vatters, der Mutter vnd der Kinder, so die hangen an den Hälsen der eltern, vnd manigen süßen kuß von in empfangen, vnd so beyde Eeeleut solliche lieb, willen vnd freüntschafft tzu eynander haben, was eynes will das ouch das ander wöll, vnd was eins redt mit dem andern, das es verschwigen ist, als hett es mit im selbst geredt, vnd in beiden gutz vnd übel gemeyn ist, das gut bester fröhlicher, vnd das widerwertig dester leichter.«

Der Geschmack des Jahrhunderts war ein gemischter und erschien wie aus den verschiedenartigsten Gewürzen und Ingredienzien zusammengesetzt. Dies verräth sich in der Darstellungsmanier durch das nahe Aneinanderliegen von Ernst und Scherz,[197] von moralischer und burlesker Tonart. Es lag in der Stellung dieses Jahrhunderts, das ein aufnehmendes, allen möglichen Einwirkungen von außen sich hingebendes war, die verschiedensten Stoffe in buntschillernder Vermengung aufzuhäufen. Der Stil der Schriftsteller war eine scheckige Musterkarte aller der Elemente, welche die Zeit zu verdauen hatte, und trug das Gepräge einer wunderlichen Mosaikarbeit an sich. Albrecht von Eybe geräth, bei seiner einfachen Naivetät, doch oft von dem Hundertsten ins Tausendste, bald fällt er in den Ton einer lustigen Schnurre, wo er die ernsthaftesten Anstalten zu Moralbetrachtungen zu machen scheint, bald richtet er ein wahres Marktgetümmel von Citaten aller heidnischen und christlichen Autoren an. Noch ausgebildeter zeigt sich dieser burleske Mischcharakter des funfzehnten Jahrhunderts in dem Doctor der Theologie, Johann Geyler von Kaysersberg, diesem merkwürdigen Prediger, der seine Texte, statt aus der Bibel, aus dem Narrenschiff seines Freundes Sebastian Brand wählte. Die hundertundzehn Predigten, die er im Jahre 1498 zu Straßburg über[198] das Narrenschiff hielt, sind als Denkmäler der Sprache wie der Zeitgesinnung gleich sehr zu betrachten. Sie sind die originellste Mischung von freimüthiger Opposition, gewaltiger Redekraft, cynischer Ungebundenheit, moralischer Würde und einer Satire, die zwar das Schmutzigste sich nicht zu berühren scheut, aber doch fast immer eine gewisse innere Erhebung verbreitet. Seine heftige Opposition gegen das Mönchswesen ist in diesem Zeitalter, an der Schwelle der Reformation, merkwürdig. Als Sittenprediger schwingt er über die Thorheiten der Welt eine unerbittliche Geißel, die freilich durch die komische Miene und den scurrilen Witz, womit sie gehandhabt wird, für uns wenigstens meistentheils ihren bittern Stachel verliert. Bei Sebastian Brand findet sich folgende Stelle über die Modenarrheiten der Weiber in jenem Zeitalter:


Die Töchtern tragend ouch yezt das,

Was etwan Dirnen schändlich was,

Wyt ausgeschnidten Schuh, Schuben, Röck,

Das man die Milchsäck nit bedeck.

Wickelnd vyl Hudeln in die Zöpf,

Groß Hörner machends auf die Köpf,

Als ob es wär ein wilden Stier,

Gahnd grad daher wie wilde Thier,[199]

Werfend die Ougen hin und her,

Lachen, gaffen alle Winkel an,

Und thut eins umbs ander traben,

Damit verführens die Knaben,

Die sye grüßen vnd gaffen an


Diesen weiberfeindlichen Text hat Geyler von Kaysersberg folgendermaßen in seinen Predigten commentirt: »Die dritte Schell der selzam Narren ist das Haar zieren, geel, krauslicht und lang machen, auch fremdes Haar der Abgestorbenen unter ihres vermischen und dasselbig zum Schauspiel aufmutzen. Es ziehn die Weiber jezund daher wie die Mannen und hencken das Haar dahinden ab bis auf die Hüft, mit aufgesetzten Paretlin und Hütlin gleichwie die Mannen. Die Weiber ziehn in ihren Schleyern daher und haben sie aufgesprinzt neben mit zwo Ekken oder Spizen, gleich einem Ochßenkopf mit den Hörnern.«

Solche Sprache der Kanzel, denn auf dieser wurden Geyler's Predigten über das Narrenschiff wirklich gehalten, tönte originell genug, und war dem Volksgeist durchaus angemessen. Ueber weltliche Gegenstände, ohne eigentlichen Bibeltext, zu predigen, war überhaupt nichts Ungewöhnliches in damaliger[200] Zeit; der burleske Ton Geyler's aber sagte dem gesunden, humoristischen Kern des Volkes zu und hatte eine außerordentliche populaire Wirksamkeit. Die mystische Andacht setzte sich in diese volksthümlichen und weltlichen Töne um, und die Erbauung nahm, unbeschadet der Frömmigkeit, die gewiß sehr ernstlich war im Herzen der Nation, ein fröhliches Wesen an. Von der Ursprünglichkeit der deutschen Prosa Geyler's gilt dasselbe, was von Tauler. Zwar sind doppelte Texte von den Narrenpredigten vorhanden, der lateinische, den Jacob Other, sein Schüler, herausgegeben, und die älteste deutsche Uebersetzung von dem Franziskanermönch Johannes Pauli, die im Jahr 1520 verbreitet wurde. Doch hat sie Geyler auf der Kanzel deutsch gehalten, und die ihm eigenthümliche Diction ist gewiß aus seinem Munde in die Uebersetzung übergegangen. –

Das funfzehnte Jahrhundert war das Jahrhundert der Vorbereitungen. Eine Menge weltlicher Anregungen stürmte unwiderstehlich auf das deutsche Gemüth ein, um eine neue Zeit aus neuen Elementen in ihm hervorzurufen. Diese ungeahneten[201] Hebel der Weltgeschichte waren die Buchdruckerkunst, die Erfindung des Compasses, eine neue transatlantische Welt, die der neuen gegenüber urplötzlich erstanden; ferner das Schießpulver, die erwachenden Naturwissenschaften, und die Besitznahme Konstantinopels durch die Türken, welche gelehrte Griechen nach Italien und Deutschland auswandern machte, um dort die Ueberlieferungen eines vor allen bevorzugten Weltalters, die Geister antiker Kunst und Wissenschaft, sich wieder des Lebens bemächtigen zu lassen. Dies brachte nach allen Seiten eine praktische Regsamkeit, eine Bewegung in allen Verhältnissen, hervor. Während Handels- und Kriegsschiffe die Meere durchschnitten, um Völker und Welttheile zu verbinden, stellte die Presse noch wunderbarere Mächte der geistigen Communication, wirkend mit der Schnelligkeit des Gedankens, ins Feld. Die Drucke des classischen Alterthums, die Uebertragungen griechischer und römischer Schriftsteller, besonders des Aristoteles, Cicero, Sallust und die vorlutherischen Bibelübersetzungen, waren das erste und wichtigste Debüt dieser neuen magischen Kunst. Auch Uebersetzungen des Boccaccio[202] wurden schon im funfzehnten Jahrhundert gedruckt. Die Nation strebte in allen Richtungen nach einer allgemeinen Durchbildung, und versuchte wenigstens, in den Anfängen einer höhern Weltcultur ihr provinzielles Leben, an das sie sonst kleinlich verfallen war, zu überwinden. Unter diesen Anregungen wurde es Zeit und Bedürfniß, daß sich eine allgemeine Schriftsprache gründete, die, um den geistigen Verkehr der Nation ein einheitliches Band schlingend, die noch immer festbestehende landschaftliche Trennung der Dialekte endlich verwischte. Diese allgemeine Sprache der Literatur und der Gebildeten mußte aus der Entwickelung der Prosa hervorgehen, für die sich in diesem Zeitraum die Sprache überhaupt immer entschiedener und realer ausgebildet hatte. So drängte Alles wie von selbst zu der hochdeutschen Gesammtsprache hin, die in Luther's Bibelübersetzung ihren Mittelpunct fand, um von da aus das deutsche Leben zu durchdringen. –

Fußnoten

1 »Dieser Landgraf Ludwig war gar ein klarer, junger Fürst, ein lieblicher Jüngling und einer ziemlichen Wanderung (wahrscheinlich soviel als: eines geziemenden Wandels), eines heiligen Lebens. Da er über seine blühende Jugend zu einem vernünftigen Alter kam, da war er zumal gütlich gegen einen Jeden, denn ihm leuchteten alle Tugenden ein. Er war von Leibe ein wohlgesicherter Mann, nicht zu lang noch zu kurz, zumal mit chönen fürstlichen Gebärden, in gnädiger Zuversicht; sein Ansehen war fröhlich, sein Antlitz säuberlich; und es war Niemand, der ihn sah, er ward ihm günstig. Er war verschämt mit seinen Worten, züchtig mit seinen Gebärden, reinlich und keusch mit seinem Leibe, wahrhaftig mit seiner Rede, getreu in seiner Freundschaft, fürstlich in seinem Rath, und männlich in seiner Widersetzung; vorbedächtig in seinem Geloben, gerecht in seinem Gericht, milde mit seinem Belohnen, und was man Tugenden nennen kann, das gebrach ihm nicht.« Petersen, a.a.O. S. 106. flgd.


2 Diese Erzählung findet sich abgedruckt in L. Meister's Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache, Bd. I. S. 143–158.


Quelle:
Theodor Mundt: Die Kunst der Deutschen Prosa. Berlin 1837, S. 203.
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