|
[565] Mops, Corydon, Montan, Silvander, Damöt, Sylvia, Chloe.
MOPS in ordentlicher Schäfertracht laufend.
Herr, geschwind!
SILVANDER.
Was giebts?
MOPS.
Geschwind aufs Boot!
SILVANDER.
Warum? Was treibt uns denn?
MOPS.
Ach! eine große Noth.[565]
SILVANDER.
Was denn für Noth?
MOPS.
Nur fort.
SILVANDER.
Wohin?
MOPS.
Geschwind.
CORYDON.
Zum Teufel!
Was lermt der Narre denn?
MOPS.
Wir müßten
SILVANDER.
Ohne Zweifel
Hat dich ein Wild erschreckt?
MOPS.
Fort, fort, geschwind packt ein!
SILVANDER.
Sprich doch, was willst du denn?
MOPS.
Fort, fort.
SILVANDER.
Hör auf zu schreyn,
Und sage, was du willst.
MOPS.
Ich will, – – daß ihr müßt gehen.[566]
SILVANDER.
Warum?
MOPS.
Man kann schon dort des Feindes Flotte sehen.
SILVANDER.
Hast du sie denn gesehn?
MOPS.
Nein. Doch sie kommt gewiß.
SILVANDER.
Wer sagts denn?
MOPS.
Ich – ich – ich.
SILVANDER.
Ein Narr.
MOPS.
Nein, lest – lies – lies.
Giebt Silvander einen Brief.
SILVANDER liest.
Ja, es ist wahr.
MOPS.
Da sieh,
SILVANDER.
Der Feinde Schiffe kommen,
Und diese Insel wird von ihnen eingenommen.
Jedoch sie kommen erst in zwey, drey Tagen an.
Wir haben Zeit genug; was thust du nun, Montan?[567]
MONTAN.
Ach!
CORYDON.
Ja, der wird nun wohl mit wollichten Armeen,
Dem feindlichen Geschütz beherzt entgegen gehen;
Denn er weicht nicht vom Fleck.
MONTAN.
Ach spotte nicht, mein Freund!
Jetzt, da das größte Glück mich noch zu trösten scheint;
Jagt mich das Glück von hier, wohin es mich getrieben,
Mich, wo michs erst verfolgt, aufs neue zu betrüben.
SILVANDER.
Verzage nicht, du weißt, aus dem, was ich gesagt:
Daß dich kein Unglück mehr vom festen Lande jagt.
Die Sach ist beygelegt, du kannst dort ruhig leben;
Du siehst, uns zwingt die Noth: du mußt dich drein ergeben.
MONTAN.
Ich muß? So will ich auch.
CORYDON.
Das war ein kluges Wort.
MONTAN.
Mein Unglück trieb mich her; mein Glück führt mich nun fort.[568]
SILVANDER.
Man sagte mir, mein Schiff sey noch im guten Stande;
Wir setzen uns darauf und ziehn aus einem Lande,
Das doch für Schäfer nun kein Aufenthalt mehr ist.
CHLOE zu Doris.
Ich seh wohl, keine List ist über Weiberlist.
Du, Doris! dank es mir.
CORYDON.
Wir reisen also morgen?
SILVANDER.
Ja, und ich will sogleich das nöthige besorgen.
MONTAN.
Nun lern ich, daß ein Mensch dem Schicksal nicht entgeht,
Und daß der thöricht ist, der murrt und widersteht.
Mein Schicksal lehrt, man kann an Höfen Heerden
Unglücklich und beglückt, doch nirgends werden.
Corydon winkt, daß warten, und mit ihm lustig seyn sollen.
Darauf singt er folgende Aria.
Durch Sorgen und Grillen
Sein Schicksal erfüllen;
Heißt ohne Verstand,
Sein Leben verwand.
[569]
Im murrischen Herzen
Entspringen nur Schmerzen.
Die edelste Brust
Zeugt Hofnung und Lust.
Wer hat uns das Leben
Zur Strafe gegeben?
Vergnügen und Scherz
Beleben das Herz.
Nach jedem Verse singen die übrigen zusammen folgendes.
Es lebe die Quelle der süssesten Triebe,
Die Liebe, der Gipfel der Wollust, die Liebe!
Hierauf macht ein Schäferballet den Beschluß.
Ende.
[570]
Buchempfehlung
Ein lange zurückliegender Jagdunfall, zwei Brüder und eine verheiratete Frau irgendwo an der skandinavischen Nordseeküste. Aus diesen Zutaten entwirft Adolf Müllner einen Enthüllungsprozess, der ein Verbrechen aufklärt und am selben Tag sühnt. "Die Schuld", 1813 am Wiener Burgtheater uraufgeführt, war der große Durchbruch des Autors und verhalf schließlich dem ganzen Genre der Schicksalstragödie zu ungeheurer Popularität.
98 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro