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[517] Kathi. Die Vorigen.
KATHI zur Mitteltür links eintretend. Ah! das ist ja der Herr Göd!
LIPS zu Kathi. Wen sucht Sie?
KATHI. Kennen S' mich denn nicht mehr, ich bin die Kathi, die Euer Gnad'n aus der Tauf g'hoben haben.
LIPS sie erkennend. Richtig, aber du bist g'wachsen seit der Zeit, das heißt, seit die 3 Jahre –
KATHI. Wo ich 's letztemal bei Euer Gnad'n war, wo Euer Gnad'n Herr Göd so hilfreich waren –
LIPS. Na 's is schon gut, mein Kind, aber jetzt hab' ich hier –
Macht eine Bewegung, daß sie sich entfernen soll.
MADAME SCHLEIER. Entfernen Sie sich doch, meine Gute, Sie sehen ja, daß der Herr von Lips über und über beschäftigt ist.[517]
KATHI zu Lips. Ich bin wegen der gewissen Schuld gekommen, die 100 fl., die Euer Gnaden Herr Göd meiner verstorbenen Mutter so großmütig geliehen haben –
LIPS. Später, später, – jetzt hab' ich durchaus keine Zeit; geh nur, Kind, geh! Zu Madame Schleier. Ich geb' Ihnen also Bedenkzeit, aber nicht mehr als eine Viertelstund!
MADAME SCHLEIER. Was kann man in einer Viertelstund' bedenken? Im Grund is eigentlich gar nichts zu bedenken – und der Herr von Lips durchschauen ohnedies jede Ziererei – ich könnte also gleich –
LIPS. Ich weiß, Sie könnten gleich ja sagen, aber mir g'fallt das jetzt mit der Bedenkzeit; ich bild' mir jetzt ein, ich bin in einer ängstlichen Erwartung, – das unterhalt' mich. Sehn S', so muß sich der Mensch selber für einen Narren halten. Glauben Sie mir, das ist eine schöne und nicht so leichte Kunst. Um andre für einen Narren zu halten, braucht man nix als Leut, die einem an Dummheit übertreffen; nun aber mit Vorsatz sich selbst für einen Narren halten, muß man sich selbst an G'scheitheit übertreffen. Also in einer Viertelstund, Angebetete – ich werde die Sekunden zählen – das Blut drängt sich zum Herzen, das Hirn pulsiert – der Atem stockt. – In einer Viertelstunde – Leben oder Tod! Eilt in den Speisesalon Mitte rechts ab.
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Der Zerrissene
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