Der vierdte Act

[69] Cupido. Venus.


Cupido.


Was gilt's, ich habe dir den stoltzen Muth gebrochen,

Der meine Macht sonst hat verlacht,

Und mich an dir gerochen?

So lernt, ihr Götter, nach der Zeit

Hier meines Köchers innen werden,

Und ihr, ihr Sterblichen, erhebet weit und breit

Mein hohes Lob auff Erden.


Venus.


O süsser Sohn, was hastu doch gethan?

Was will diß Frölichseyn und Lachen?

Was ist es doch, mein Kind? Sag an,

Daß ich mich auch kan lustig machen.


Cupido.


O Mutter, laß mir einen Wagen

Von Gold' und edlen Steinen bauen;

Jetzt mag ich einen Krantz zum Sieges-Zeichen tragen,

Die Götter sollen heute schauen

Wie recht ich triumphiren kan.

Der Gott, so von der Himmels-Bahn

Mit seiner Strahlen Krafft die gantze Welt durchscheint,

Hat meines Bogens Nach' empfunden,

Geht jetzt und weint,

Ist kranck an Liebes-Wunden.


Venus.


Kan ein Gott auch rühmen sich,

Daß er für dir frey sey blieben?

Sohn, Sohn, dencke wer bin ich,

Folgt doch deine Mutter dir,

Muß nach deinem Willen lieben

Götter oben, Menschen hier.


Cupido.


Zwar traurig hab' ich dich gemacht,

Jedoch so hast du auch gelacht.

Ich hab dich gar nie gesehen weinen,

Wie Mars in deinen Armen lag,

Eh' als der helle Tag

Verrhäterisch den Glantz ließ auff euch scheinen.


[70] Venus.


Ach schweig; doch weissest du, wie mir entfiel der Muth

Und wie mein Antlitz ward als Blut.

Aber laß uns hier nicht stehen;

Es ist Zeit,

Heim zu gehen

In das Hauß der Ewigkeit.


Chor der Hirten.


Kein schnelles Wild, das in den Püschen lebt,

Dem Graß die Nahrung giebt,

Kein Vogel auch, der umb die Wolcken schwebt,

Kein Fisch bleibt unverliebt;

Nichts ist, was wohnt auff Erden,

Wo Lufft und See durchstreicht,

Was ist und noch soll werden,

Das nicht der Liebe weicht.


Die Kräuter selbst, so ohne Geist auffgehn,

Sind Freund doch unter sich,

Kein Element kan bey dem andern stehn,

O Amor, als durch dich;

Der Mensch ist's, der die Gaben

Deß Liebens von sich streicht

Und will ein Hertze haben,

Das nicht der Liebe weicht.


Der eine stellt auff ungezähmtes Wild,

Der reyset Tag und Nacht,

Ein andrer hört wann die Trompet' erschüllt

Und Fug' zum Kriegen macht,

Der schauet, daß mit Schertze

Und Lust die Zeit verstreicht,

Damit er hab' ein Hertze,

Das nicht der Liebe weicht.


Doch wann uns kömpt deß Leibes theure Wahr'

Der Augen Strahlen für,

Der weisse Halß, das Goldtgemengte Haar,

Der rothen Lippen Ziehr,

So muß man innen werden,

Daß nichts sich ihnen gleicht

Und kein Ding sey auff Erden

Das nicht der Liebe weicht.


Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 69-71.
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