§ 27

[194] Dann aber ist Illusionismus meine Gehirn-Arbeit, Abbrökelung meines Gehirns, Gehirn-Verzehrung. Sobald wir nur den Hebel ansezen, und das Gehirn zu arbeiten begint, entsteht Illusion. Und die fundamentalste, grausigste und elementarste Illusion entsteht, wenn das Gehirn – für meine Illusion – sich selbst verzehrt, einschmilzt: in der Gehirn-Erweichung (Paralyse des Gehirns); wo das Organ innerhalb weniger Monate gerade in jenen Teilen, welche – nach unserer empirischen Auffassung – der Siz des (illusionistischen) Denkens sind, in der Rinde, hunderte von Gramm Substanz verliert und dabei den kolossalsten Grössenwahn, ein unter Aufhebung aller Raum- und Zeit-Grössen haschisch-artiges,[194] illusionistisches, Feuerwerk produzirt (unter Zerstörung glänzt). – Zwischen diesem Verpuffen von Gehirn-Material – d.i. Haufen von Illusions-Erzeugung – und unserem soliden Denken ist aber nur ein gradueller Unterschied. Wir müssen Illusionen schaffen, wie der Hobel Spähne entsenden muss, sobald er das Rohmaterial des Holzes ernstlich angreift. Und der Geringere unter uns ist der, der keine oder schlechte Spähne schleisst.

Quelle:
Oskar Panizza: Die kriminelle Psychose, genannt Psichopatia criminalis. München 1978, S. 194-195.
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