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[149] Es winkt der Mond aus blauen Fernen
Hernieder seinen Geistergruß,
Die Erde schickt den Himmelssternen
In duft'gen Seufzern Kuß auf Kuß.
In solcher Nacht war's, wo die Hülle
Mir von dem jungen Auge fiel,
Wo ich der Liebeswonnen Fülle
Zuerst geträumt als Lebensziel,
Wo ein gestaltlos heißes Ahnen,
Tief mit geheimnißreichen Mahnen,
Die Seele mir zuerst durchfacht
In solcher Nacht.
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In solcher Nacht war's, wo ich, trunken,
Zuerst an deiner Brust geglüht,
Wo deine Schwüre Gottesfunken
In's tiefste Wesen mir gesprüht,
Wo, um im Herzen mir zu liegen,
Vom ew'gen Thron herabgestiegen
Der Seligkeiten reichste Macht
In solcher Nacht.
In solcher Nacht ist's nun, daß, trübe
Mein Geist der Schätze all gedenkt,
Des Glück's, des Hoffens und der Liebe,
Die längst ins Meer der Zeit versenkt.
Was ich geahnt, was ich empfunden,
Was ich besaß, es ist verschwunden
Bis auf den Schmerz, der einsam wacht
In solcher Nacht.