Von Ernst das 280.

[177] Der Tüfel kauft ein Seel.


Uf einmal sassen Geselen bei einander bei dem Wein, spilten und reten von der Selen. Da sprach einer: ›Wie sein wir also Narren, das wir unß die Pfaffen also lassen verfüren, das wir glauben, das ein ander Leben sei nach disem Leben und das ein Seel sei! Ich hab on das verspilt. Kauff mir einer mein Seel ab!‹ Keiner wolt sie kauffen. Da kam ein Man zů der Thür hinyn und fragt sie, was sie mit einander reten. Sie sagten es im. Er sprach: ›Ich wil sie kaufen‹, und gab im ein Guldin darum; da spilt er wider. Da sie heim wolten gon, da sprach der Kauffman: ›Ir Gesellen, ist es nit billich, wan einer ein Pferd kaufft, so kaufft er den Zaum damit, das er es daran künt füren?‹ Die Gesellen sprachen Ja. Da sprach der Kauffman, das was der Tüffel: ›Ich hab die Seel kaufft; so hab ich den Zaum, das ist den Leib, auch kaufft.‹ Und also nam der Tüffel Leib und Seel und fůr damit darvon. Da erfůr der, das ein ander Leben was nach disem Leben.

Also wer es auch manchem Not, das er semliche Ding betrachtet.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 177.
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