Von Ernst das 328.

[202] Ein Almůsner fand ein Schatz.


Es was ein Man zů Rom, der was reich, und het ein Sun und zwo Döchter, die stürt er uß. Und von seinem Gůt gab er Almůsen den armen Lüten, beherbergt die armen Lüt und Bilgerin umb Gottes willen und rechtfertigt niemans on Underscheit, das er zů armen Tagen kam und gieng im sein Narung ab, und was leidiger, das er den armen Lüten nichtz mer het zů geben, dan das er Mangel leid. Uff ein Nacht, da er halber schlieff und halber wacht, da hort er ein Stim, die sprach: ›Darumb das du armen Lüten hast geben umb meinet willen, so wil ich es dir hie und dort ewiglich vergelten. Und gang zů deinem Nachbauren und tusch mit im und gib im deinen Weingarten umb den seinen! Und er würt es gern thůn.‹ Die Stim hort er wol drei Nacht nach einander: ›Und inmitten seinem Weingarten, da ist ein Bühel, da grab, so würstu ein Schatz finden, den Rom nit bezalen mag.‹

Diser kam zu seinem Nachburen und tuscht mit im. Der sprach: ›Gern, und was meiner minder wert ist, das wil ich dir nachgeben.‹ Diser sprach: ›Gleich und gleich.‹ Da sie einander Brieff hetten gemacht, da berůfft er sein Sün und Döchter und sagt inen dise Ding, und fiengen an zů graben und grůben etwan manch Klafter dieff, da waren sie verdrossen und sprachen: ›Wir meinen, es hab dir getraumpt.‹ Er sprach: ›Ich truw Got wol, ich werd nit betrogen. Sein onverdrossen!‹ Da grůben sie und kamen uff zwen grose Stein; da was der ein hol, und stůnd ein Krůg von Marmelstein vol Öl darin und ein Glaß vol Wasser und drei Stein, ein Karfunckel, ein Schmarackten und ein Saphiren, die waren fast groß. Das Wasser verachteten sie und schütteten es uß, und was es von Hawen, Bickel und Kärst berürt, das ward alsamen Gold. Das Wasser[202] die Alchameyer sůchen, damit sie Gold machen nach irer Kunst, das was gedistelliert von dem Fleisch und Blůt Basilisci. Und wolt Got, das das Wasser ußgeschüt solt werden, damit der frum Man nit verdacht würd, das er falsch Golt mecht. Die Augen salbt er mit dem Öl, da ward er als wol gesehen als vor 40 Jaren. Da fragt er seinen Pfarrer, was das wer. Der Pfarrer sagt, es wer des allerbesten Balsams. Also loset er uß den Steinen und uß dem Balsam so vil Gůtz, das er widerumb reich ward und sein Kindskinder. Da fieng er widerumb an den armen Lüten zů geben. Der hat nach dem Evangelio hundertfeltig widerumb empfangen, das er ußgeben het.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 202-203.
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