Von Ernst das 390.

[233] Eine gebar ein Hundskopf.


Es was ein Riter, der was ein gar groser Jäger; da sahe er keinen Sontag an und keins Heiligen Tag, er jagt und fogelt alwegen. Sein Haußfrau strafft in offt darumb, aber sie bließ in ein kalten Offen. Und sie het vil hübscher, schöner Kind mit im gemacht; und uff einmal wolt Got der Her im zögen, wie mißfellig im ist den Feiertag zů brechen. Und uff einmal macht die Frau ein Kind, das het ein Hundskopff mit langen hangenden Oren und mit einem grosen Maul. Die Frawen, die bei ir waren, die erschracken und wurden der Sach eins, man solt es in ein Sack thůn und solt es vergraben. Und da das Kind vergraben was, da kam der Ritter von dem Gejägs und sahe wol, das die Frau genesen was. Die Frawen wolten es im[233] ußreden und sprachen, es wer ir mißlungen, er solt rüwig sein. Der Ritter zohe sein Schwert uß und stůnd über sie und sprach, sie solt im sagen, wa das Kind wer. Die Frau hieß das Kind wider ußgraben, und man bracht es im. Da der Ritter das Kind sahe, da erschrack er fast übel. Die Frau sprach zů im: ›Du unseliger Mensch, da offenbart dir Got dein Sünd durch das Zeichen, das du alle heilige Tag und Sontag also jagst.‹ Der Ritter bessert sich darab und thet es nit me und wirckt Penitentz und Büß.

An dis Exempel stossen sich andere!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 233-234.
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