Von Schimpff das 432.

[255] Ein Nar verriet seinen Brůder.


Es was ein Statt, die het Feintschafft, und ritten die Feind biß an die Stat hinzů. Da was ein Nar, der het zwen Brüder, und die drei Brüder giengen mit einander für die Stat in das Holtz, und da sie in dem Holtz waren, da kamen die Feind, und die zwen Witzigen fluhen, und der Nar ward gefangen, und fůrten in hinweg. Der Nar sprach: ›Wiewol ir mich haben, so haben ir meine Brüder nit. Der ein ligt dort under dem Baum verborgen, es sei euch lieb oder leid.‹ Etlich Rüter ranten widerumb und funden in, und da sie in brachten, da sprach der Nar: ›Ir haben aber den dritten nit, der uff den Baum gestigen ist.‹ Sie fiengen denselben auch. Also hat er sie auch verraten, und můsten schier ir vetterlich Erb verkauffen, ee sie ledig wurden.

Das vorig Exempel und dis haben vil Ußlegung geistlich, wan ich wolt Predigen schreiben.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 255.
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