Das geraubte Rosz.

[96] Dem Sandkorn gleich, jagt es

Der Sturmwind fort, –

Fliegt auf dem Roß dahin

Der Bursche dort.


»Woher in solcher Eil',

Gevatter, sprich?«

»Von jener Pußta holt'

Ich was für mich!


Gar munter weidet dort

Just das Gestüt,

Dies braune Füllen da

Nahm ich mir mit!
[96]

Zum Turer Markt1 ist's ja

Von hier nicht weit,

Das Rößlein bring' ich hin

Zu Markt noch heut!«


»Gevatter, Landsmann, halt!

Ich sage nein!

Gebt mir's nur gleich zurück,

Das Roß ist mein!


Denn mein ist das Gestüt

Auf jenem Fleck,

Und mir habt Ihr geraubt

Dies Füllen weg!«


Der Bursche aber hört

Nicht auf das Wort,

Und weiter auf dem Pferd

Sprengt er sofort.


Dann wendet er sich doch

Noch einmal um:

»O seid mir, bester Herr,

Nicht böse drum!


Verschmerzen könnt Ihr leicht

Dies eine Pferd,

Sind doch so viele ja

Euch noch beschert!


Ich aber nannte nur

Ein Herze mein,

Und das hat mir geraubt

Eu'r Töchterlein!« ...

1

Berühmter Pferdemarkt in Ungarn.

Quelle:
Petöfi, Alexander: Poetische Werke in sechs Bänden. Bd. 3, Wien, Leipzig 1910, S. 96-97.
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