Einhundert fünf und achtzigstes Sonett.

[20] Ihr Frauen, sinnig, froh, einsam zu sehen

Und in Begleit, die kosend hin ihr ziehet,

Sagt, wo mein Tod ist, wo mein Leben blühet;

Warum nicht unter euch, wie sonst geschehen? –

»Froh sind wir in der Sonn' Erinnrung, gehen

Leidvoll, weil uns die süße Freundinn fliehet,

Die Eifersucht uns ach! und Neid entziehet,

Den fremdes Glück verletzt, wie eigne Wehen.« –

Wer zügelt und beherrschet, die da lieben? –

»Die Seele nichts, den Leib Zorn, harter Wille;

Das hat sich ihr, manchmahl auch uns erwiesen.

Doch oft steht auf der Stirn das Herz geschrieben;

So sahn verdunkelt wir der Schönheit Fülle,

Und ihre Augen thauend überfließen.«

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 20.
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