Osterlied

[122] 1820.


Die Engel spielen noch ums Grab,

Doch Er ist auferstanden!

O trüg ich meinen Pilgerstab

Nach jenen Morgenlanden,

Zur Felsenkluft

Mit hohler Gruft,

Denn Er ist auferstanden!


Wer nur sein eigner Götze war,

Geht unter in dem Staube,

Mit jener lichten Engelschar

Verschwistert nur der Glaube:

Wer liebend strebt,

So lang er lebt,

Der hebt sich aus dem Staube!
[122]

So laß uns, wie du selbst, o Sohn,

Rückkehren aus der Hölle!

O daß schon itzt Posaunenton

Von Pol zu Pol erschölle!

Dein Stachel sticht,

O Tod, uns nicht,

Du siegst nicht ob, o Hölle!

Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 122-123.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1834)
Gedichte
Gedichte. Auswahl.
Wer wusste je das Leben?: Ausgewählte Gedichte
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Gedichte: Ausgabe 1834