71. Träncke die dürstigen:

[150] Sol Gott mit seinem geist dein dürres hertze lencken/

Dahin/ wo öl vnd milch fast überflüßig seyn;

Sol er dein trawrend' hertz' in seinem frewden wein

Gleich wie mit einem strom in warer wollust träncken.

Sol Gott im tode dir vom lebenswasser schencken;

Sol der/ der nicht ein trunck lässt vnbelohnet seyn/

Vnd wenn 's gleich wasser wär' in dein matt hertz hinnein

Sich/ wie du denn begehrst/ mit seinem geiste sencken.

Wilt du mit frewdigkeit für das gerichte gehn/

Wenn Christus richten wird? wilt du zur rechten stehn?

Sol dich zur selben zeit nicht dein gewissen kräncken/

Sol dir des Herren lob; sol dir sein kommet her

Auch mit erfrewlich seyn/ vnd füllen dein begehr/

So must du/ den da durst zu träncken auch gedencken.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 150-151.
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